Von jedem Euro, den die Österreicher im Jahr 2019 erarbeiten, gehen mehr als 59 Cent an den Staat. Das zeigt die aktuelle Studie des Austrian Economic Center zum diesjährigen "Tax Freedom Day" (Steuerfreiheitstag). Seit 1976 wird der Tag im Jahr errechnet, ab dem ein durchschnittlicher Steuerzahler seine kompletten jährlichen Steuern und Sozialabgaben eingenommen hat. Erst ab diesem Tag fließt das Einkommen in die eigene Tasche.
Tax Freedom Day müsse im Juli sein
Für dieses Jahr errechnete das Austrian Economic Center den 5. August als "Tax Freedom Day". Um diesen Tag zu bestimmen, werden alle Steuern und Abgaben durch das inländische Volkseinkommen der österreichischen Haushalte und Unternehmen geteilt. Der daraus resultierende Prozentsatz wird dann auf das Jahr mit 365 Tagen umgelegt. Die Brechnungen in Österreich basieren auf Daten der Statistik Austria und des Finanzministeriums sowie auf Wifo-Prognosen.
216 Tage arbeiten die Österreicher also dieses Jahr für den Staat. "Damit liegt die Abgabenbelastung weit über 50 Prozent. Es ist jetzt wirklich an der Zeit, dass etwas gemacht wird", so Christoph Kovacic, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft Steiermark. Der "Tax Freedom Day" müsse Anfang Juli sein, halbe-halbe sei genug.
Im Vergleich zu den restlichen OECD-Ländern weist Österreich eine der höchsten Belastungsqouten auf. In Deutschland fiel der Steuerfreiheitstag heuer bereits auf den 15. Juli, in der Schweiz fand er sogar am 12. Juni statt. Die Lohnsteuer in Deutschland ist zwar höher, aber die zusätzlichen Abgaben seien geringer, erklären die Vorsitzenden.
Reformen der Altregierung notwendig
Dominik Santner, Vorsitzender der Jungen Industrie Steiermark erklärt, dass die Steuern auf Löhne in Österreich zu hoch seien, für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber: Wenn ein Arbeitnehmer eine Bruttolohnerhöhung von 2000 auf 3000 Euro erhält, sind das netto lediglich 500 Euro mehr. Den Arbeitgeber koste diese Erhöung aber 1300 Euro. Es herrsche ein "zu großes Ungleichgewicht" bei den Lohnsteuern. Die ehemalige türkis-blaue Regierung wollte in dieser Hinsicht Reformen in Angriff nehmen, die auch die beiden Voritzenden als nötig erachten. Eine Abschaffung der kalten Progression und eine Tarifsenkung der Einkommenssteuer seien Schritte um die Belastung zu reduzieren. "Ich hoffe, dass auch die neue Regierung solche Maßnahmen setzten wird", so der JW-Chef.
Kovacic bedauert in den letzten fünf Jahren zu wenig gehört worden zu sein: "Das Thema Wirtschaft steht nicht im Hauptfokus. Es wird von den Parteien zu wenig Wirtschaftspolitik betrieben." In der kommenden konjunkturellen Abkühlung brauche es dringend Maßnahmen, um Steuerzahler zu entlasten und so international konkurrenzfähig zu bleiben.
Kritik von der Arbeiterkammer
"Wer Steuern generell schlecht redet, gefährdet unseren Sozialstaat und seine Infrastruktur", kritisiert der oberösterreichische AK-Präsident Johann Kalliauer heute in einer Aussendung. Falsche Steuersenkung würde zu enormen Leistungskürzungen führen. Ein guter Sozialstaat brauche eine faire und angemessene Finanzierung, so der AK-Präsident.
Kritik von Seiten der Arbeiterkammer erntete auch das Berechnungsverfahren des "Tax Freedom Day". Denn zur Berechnung werde das Volkseinkommen und nicht das Bruttoinlandsprodukt verwendet. Die Abgabenquote wird jedoch auch als Prozentsatz des BIPs berechnet.