Die OMV hat ihr operatives Ergebnis im zweiten Quartal auf knapp 1,1 Milliarden Euro nahezu verdoppelt und damit die Milliardengrenze wieder überschritten - und das sei trotz eines ungünstigen Marktumfelds gelungen, betonte OMV-Chef Rainer Seele am Mittwoch im Gespräch mit der APA. "Dieses Ergebnis ist wirklich handgemacht, denn das Umfeld hat uns überhaupt nicht geholfen."
"Die Ölpreise sind um 7,0 Prozent niedriger gegenüber Vorjahr, die Gaspreise sind um 27 Prozent niedriger, und was noch viel wichtiger ist, die Raffineriemarge ist um 39 Prozent niedriger. Das Preisumfeld war also nur negativ, alles ist runtergegangen." Der von der OMV im ersten Halbjahr durchschnittlich realisierte Rohölpreis war mit 63,47 Dollar um 7 Prozent höher als im Vorjahr.
Kosten gesenkt
Positiv ausgewirkt hätten sich die Produktionssteigerungen bei der OMV, ein leicht verbessertes Margenumfeld im Bereich der Petrochemikalien und die weitere Kostensenkung. "Wir haben die Produktionskosten jetzt auf 6,9 Dollar pro Barrel absenken können, das heißt, wir haben um 9 Prozent weniger Kosten im Upstream-Bereich gehabt im Vergleich zum Vorjahr." Ebenfalls beigetragen habe eine gute Performance im Retailgeschäft.
Auch der Kunststoffproduzent Borealis, an dem die OMV 36 Prozent hält, habe einen höheren Beitrag geliefert. Allerdings sei der hohe Ergebnisbeitrag der Borealis auch auf die Auflösung einer Rückstellung für einen Steuerstreit in Finnland zurückzuführen.
Der Free Cashflow sei zwar im ersten Halbjahr nach der Dividendenausschüttung mit 176 Millionen Euro (1. HJ 2018: -541 Millionen Euro) noch immer negativ gewesen, aber der operative Cashflow sei mit rund 1,14 Milliarden Euro im zweiten Quartal (Q2 2018: 1,23 Milliarden Euro) "auf einem vollkommen neuen Niveau". In diesem Jahr werde die OMV wahrscheinlich einen negativen Cashflow haben. "Das wird aber nur eine einmalige Geschichte sein, denn in diesem Jahr müssen wir ja noch die Großakquisition in Abu Dhabi mit der Raffinerie bezahlen, und da reden wir über bis zu 2,5 Milliarden Dollar - das ist natürlich ein dicker, fetter Brocken."
Zeitplan für Nord Stream hält
Das Geschäftsjahr 2019 habe wegen der Zukäufe eine hohe Cashflow-Belastung, aber das Gearing (Verschuldungsgrad) sei mit 21 Prozent sehr niedrig, betonte Seele. "Wir haben super Finanzmuskeln, wir haben noch einen Cashbestand von über 3 Milliarden Euro, da können wir noch das eine odere andere an Akquisitionen machen." Neben Abu Dhabi gebe es heuer auch noch das Projekt Achimov IV/V mit einem Volumen von 905 Millionen Euro. "Wir wollen bis zum Ende des Jahres die finalen Verträge unterzeichnen, das ist jetzt eher noch eine juristische Aufgabe."
Den Zeitplan für die Fertigstellung der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2, an deren Finanzierung die OMV beteiligt ist, gelte nach wie vor, sagte Seele. Zwar gebe es Sanktionsdrohungen aus den USA, doch die dänische Umweltbehörde mache professionell ihre Umweltprüfung, "dementsprechend habe ich keinen Grund, den Zeitplan zu ändern". Bisher habe die OMV für das Projekt 687 Millionen Euro bezahlt, wobei die Zahlungen immer kleiner würden, weil 70 Prozent der Leitung verlegt seien. "Der größte Kostenblock ist gar nicht die Verlegung der Pipeline, sondern die Herstellung der Rohre, und die sind alle schon hergestellt und bezahlt worden."