Wegen einer schwächeren Dynamik in Außenhandel und Industrie hat sich das Wirtschaftswachstum in Österreich im zweiten Quartal weiter abgeschwächt. Der BIP-Anstieg gegenüber dem Vorquartal ist laut Wifo-Schnellschätzung von Dienstag auf 0,3 Prozent zurückgefallen, nach 0,4 Prozent im ersten Vierteljahr 2019 und 0,5 Prozent im Schlussquartal 2018.
Im Jahresabstand lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Zeitraum April bis Juni um 1,7 Prozent höher, nach 1,5 Prozent Plus von Jänner bis März bzw. noch 2,4 Prozent Anstieg zum Jahresausklang 2018.
Privater Konsum als wichtige Stütze
Trotz der quartalsweisen Abschwächung - laut Eurostat-Vorgaben ging die saison- und arbeitstagsbereinigte BIP-Veränderungsrate zuletzt im Quartalsabstand sogar auf 0,2 (nach 0,4 und 0,6) Prozent zurück - sprach das Wifo am Dienstag von einem "weiterhin moderaten Konjunkturverlauf" in Österreich.
Dass sich das Quartalswachstum - laut der von heimischen Experten präferierten Trend-Konjunktur-Komponente - von 0,4 auf 0,3 Prozent abschwächen wird, hatte bereits gegen Ende Mai die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) angenommen. Und auch die Bank-Austria-Volkswirte gingen Mitte Juli davon aus: Sie betonten zudem, dass sich dadurch heuer das Wachstum im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr ungefähr halbiert haben wird.
Als stabile Wachstumsstütze erwies sich im zweiten Quartal dem Wifo zufolge erneut die Konsumnachfrage. Neben den Unternehmensinvestitionen habe zudem der Außenhandel positiv zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum beigetragen, wobei die Dynamik an Schwung verloren habe. Parallel dazu habe sich auch die Industriekonjunktur weiter abgeschwächt, erklärten die Fachleute in einer Aussendung.
Den stärksten positiven Wachstumsbeitrag steuerten die Konsumausgaben bei. Die private Konsumnachfrage (samt privaten Organisationen ohne Erwerbszweck) erhöhte sich auch im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal kräftig um 0,5 Prozent, nach 0,3 Prozent im Schlussquartal 2018. Die öffentlichen Konsumausgaben expandierten mit 0,3 (nach 0,2) Prozent etwas schwächer als jene der Privathaushalte. Insgesamt stieg die Konsumnachfrage wie bereits im ersten Vierteljahr um 0,4 Prozent.
Schwächere Industriekonjunktur
Die Firmen weiteten ihre Investitionen aus, wenngleich - so das Wifo - mit weniger Tempo. Die Nachfrage nach Bruttoanlageinvestitionen (in Ausrüstungen, Bauten und sonstige Anlagen) expandierte um 0,5 (nach 0,8) Prozent.
In der Außenwirtschaft ließ die Dynamik ebenfalls nach: Die Exporte erhöhten sich um 0,5 (nach 0,9) Prozent. Bei einer leicht schwächeren Zunahme der Importe (+0,4 Prozent nach +0,7 Prozent) trug der Außenhandel jedoch erneut positiv zum Wachstum der Gesamtwirtschaft bei, betont das Wifo.
Die Industriekonjunktur verlor - "spiegelbildlich zur nachlassenden Exportdynamik" - ebenfalls weiter an Fahrt. In der Sachgütererzeugung sank die Wertschöpfung um 0,1 Prozent, nach noch 0,1 Prozent Quartalszuwachs davor. In der Bauwirtschaft dagegen war die Konjunktur weiter gut, die Wertschöpfung stieg um 0,3 (nach 0,5) Prozent.
Gastronomie wächst stärker
Positive Impulse kamen auch von den Dienstleistern. Die Marktdienstleistungen wuchsen um 0,6 Prozent, die Beherbergung und Gastronomie expandierte mit 1,1 Prozent stark. Im Handel stieg die Wertschöpfung 0,4 Prozent.
Im Detail will das Wifo am 30. August über die BIP-Entwicklung im zweiten Quartal berichten. Die nächste vierteljährliche Konjunkturprognose von Wifo und IHS steht am 4. Oktober an. Zuletzt gingen die beiden Institute Ende Juni von einer Abschwächung des realen BIP-Anstiegs von 2,7 Prozent im Vorjahr auf heuer 1,7 (Wifo) bzw. 1,5 (IHS) Prozent aus und für 2020 von 1,5 bzw. 1,6 Prozent Zuwachs. Die Ökonomen der Bank Austria hatten zuletzt (Mitte Juli) für heuer einen BIP-Anstieg von 1,4 Prozent und für 2020 von 1,3 Prozent vorhergesagt.