US-Präsident Donald Trump hat dem neuen britischen Premierminister Boris Johnson den Abschluss eines "sehr umfassenden Freihandelsabkommens" in Aussicht gestellt. Bisher habe die Mitgliedschaft Großbritanniens in der Europäischen Union ein solches Abkommen verhindert, sagte Trump am Freitag nach einem Telefonat mit Johnson. Der bilaterale Handel könne deutlich ausgeweitet werden.
Trump und Johnson "waren sich einig, dass der Brexit eine einmalige Gelegenheit bietet, die wirtschaftliche Partnerschaft zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA zu stärken", teilte die britische Regierung im Anschluss an das Gespräch mit. Die Verhandlungen über ein "ambitioniertes Freihandelsabkommen" sollen "so schnell wie möglich beginnen, nachdem das Vereinigte Königreich die EU verlassen haben wird".
EU ist zuständig
Freihandelsabkommen werden von der EU zentral für alle Mitgliedsstaaten vereinbart. Großbritannien wird voraussichtlich ab November kein EU-Mitglied mehr sein und kann in Zukunft dann wieder bilaterale Handelsabkommen abschließen. Trump hatte London für den Fall des Ausscheidens aus der EU schon zuvor ein Freihandelsabkommen in Aussicht gestellt.
Experten sehen dies jedoch sehr skeptisch: Das Aushandeln solcher Abkommen ist sehr langwierig, zudem hat Großbritannien deutlich weniger Verhandlungsmacht als die EU als Ganzes. Ein geplantes Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA etwa wurde nach der Wahl Trumps 2016 auf Eis gelegt.
Verhandlungen mit Kanada
Johnson, ein führender Brexit-Befürworter, ist seit Mittwoch als Nachfolger von Theresa May Regierungschef. Trump sagte, Johnson werde "ein großartiger Premierminister sein". "Er ist startklar", sagte der US-Präsident.
Der neue Regierungschef telefoniert auch mit seinem kanadischen Amtskollegen Justin Trudeau. Wie anschließend aus der Downing Street verlautete, hätten die beiden ein Treffen beim G7-Gipfel Ende August in Biarritz sowie einen "reibungslosen Übergang" zu einem Freihandelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und Kanada nach dem Brexit vereinbart. Zwischen der EU und Kanada ist seit Herbst 2017 vorläufig ein umfassendes Freihandelsabkommen (CETA) in Kraft, das aber für Großbritannien schon Ende Oktober die Gültigkeit verlieren könnte - wenn London ungeregelt aus der EU ausscheiden sollte. Ein solcher No-Deal-Brexit gilt wegen des harten Kurses von Johnson als wahrscheinlich.