Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge erwarten Ökonomen, dass die Euro-Wächter auf ihrer geldpolitischen Sitzung im September den Einlagensatz noch stärker in den negativen Bereich senken. Sie rechnen mit einer Herabsetzung von derzeit minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent. Ein negativer Satz bedeutet, dass Banken auf ihre Einlagen bei der Notenbank Strafzinsen zahlen müssen. Der Einlagenzins ist bereits seit 2014 negativ.
Fast 70 Prozent der befragten Volkswirte gehen außerdem davon aus, dass die Währungshüter diesen Schritt auf ihrer Sitzung am Donnerstag kommender Woche mit einer Änderung ihres Ausblicks vorbereiten. Bisher stellen sie in Aussicht, ihre Schlüsselsätze noch bis mindestens zur Jahresmitte 2020 auf dem aktuellen Niveau zu belassen. Erwartet wird, dass die EZB den Ausblick so anpasst, dass auch mögliche Zinssenkungen erwähnt werden. Mit einer Neuauflage des Anleihenkaufprogramms in diesem Jahr rechnen 40 Prozent der befragten Volkswirte. Noch vor einem Monat waren das lediglich rund 15 Prozent.
Die Volkswirte wurden zudem zu ihrer Einschätzung befragt, ob sich die Geldpolitik ändern wird, wenn nach dem Ausscheiden von EZB-Präsident Mario Draghi ab November Christine Lagarde das Ruder übernimmt. Rund 95 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die geldpolitische Ausrichtung dann nicht ändern wird. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) wurde Anfang Juli nominiert.