Bereits seit zwei Jahren gibt es die App "FaceApp". Mittels künstlicher Intelligenz werden Fotos, die Nutzer hochladen, verändert. Man kann eine andere Haarfarbe wählen, das Geschlecht wechseln, sich einen Bart verpassen und sich künstlich älter machen.
Aufstieg in den Bestenlisten
Vor allem dank der letztgenannten Funktion hat die App jüngst viel Aufmerksamkeit bekommen. Zahlreiche US-Stars haben Fotos von sich in sozialen Netzwerken gepostet, die sie im hohen Alter zeigen. Diese plötzliche Aufmerksamkeit hat allerdings dazu geführt, dass viele Nutzer den Hintergrund der App überprüft haben. Zu stark sind die Erinnerungen an Datenskandale wie jenen bei Cambridge Analytica.
Und tatsächlich: In den USA sorgt vor allem eine Tatsache für Aufregung. Denn die App wurde vom Unternehmen "Wireless Lab" programmiert. Firmensitz: St. Petersburg, Russland. Im beginnenden US-Wahlkampf ist das eine sehr heikle Information. Die Demokratische Partei hat die Mitarbeiter aller Präsidentschafts-Kandidaten aufgefordert, die App zu deinstallieren. Ein demokratischer Senator forderte das FBI auf, die App genauer unter die Lupe zu nehmen.
Deutschland warnt vor Manipulations-App
Nun warnt auch der deute Bundesdatenschutzbeauftrage Ulrich Kelber (SPD) vor der Nutzung der Fotomanipulations-App. Demnach gebe es Befürchtungen, "dass wichtige persönliche Daten in die falschen Hände geraten könnte", meinte Kelber in einer SWR-Radiosendung. Die Nutzungsbedingungen des Dienstes seien "schwammig" und es sei nicht klar, wer eigentlich hinter FaceApp stecke und welche Daten bei der Nutzung erhoben werden.
Foto-Rechte werden abgetreten
Zahlreiche IT-Sicherheitsexperten nahmen daraufhin FaceApp genauer unter die Lupe. Gefunden wurden jedoch nur wenige Kritik-Punkte. So werden die Nutzer nicht darüber aufgeklärt, dass die App Fotos, die verarbeitet werden, in die Cloud hochlädt. Auch den Speicherort gaben die Macher der App erst nach den aktuellen Medienberichten preis. Gespeichert und verarbeitet werden die Fotos auf Servern von Google und Amazon außerhalb Russlands.
Volle Rechte über das hochgeladene Bild
Ein weiterer heikler Punkt: Nutzer geben der App die vollen Rechte über das hochgeladene Bild. Es kann weltweit für alle möglichen Zwecke verwendet werden. Hier ist FaceApp natürlich keine Ausnahme. Zahlreiche Apps verlangen diese Rechte. Vor allem bei Fotos, deren Rechte man nicht hat - zb. von Promis, kommt man als Nutzer damit rechtlich in Teufels Küche.
Vorwürfe, dass FaceApp alle Fotos am Smartphone hochlädt und speichert, konnten allerdings nicht bestätigt werden. Die einzige Information, die abseits des Fotos von dem Programm gespeichert werden, sind das Handy-Modell, die ID des Geräts und die aktuelle Version des Betriebssystems.