Der Preis der Kryptowährung Bitcoin hat in den vergangenen Tagen stark nachgelassen. Begründet wird die Talfahrt bei Händlern mit politischen Bedenken gegenüber der von Facebook geplanten Einführung der Digitalwährung Libra.
Das Facebook-Projekt hat es sogar auf die Themenliste am Gipfel der sieben wichtigsten Industrieländer der Welt (G-7) geschafft. Und haben nach den Worten des deutschen Finanzminister Olaf Scholz haben die Teilnehmer, Finanzminister und Notenbanker, "schwere Bedenken" gegen die Facebook-Pläne für eine eigene Digitalwährung. Es gebe auch keine Notwendigkeit für eine neue Währung, die nicht demokratisch verankert sei, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch beim G-7-Treffen in Chantilly bei Paris.
Das weltgrößte Internet-Netzwerk werde mit dem Libra-Projekt nicht loslegen können, bis nicht alle regulatorischen Fragen geklärt seien, so Scholz. Experten erwarten, dass die Facebook-Pläne das Potenzial haben, die Finanzwelt auf den Kopf zu stellen.
Bitcoin stürzt ab
So wie die Ankündigung von Libra der Mutter aller Kryptowährungen, Bitcoin, zu einem neuen Höhenflug verholfen hat, so reißt die zunehmende Skepsis den Kurs auch wieder nach unten. Am Mittwochnachmittag notiert der Bitcoin bei rund 9.460 Dollar (8.429 Euro), ein Minus von rund 27 Prozent in den letzten sieben Tagen. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 168 Milliarden Dollar, nach 230 Milliarden Dollar vor Wochenfrist.
Den Grund für die jüngste Talfahrt verorten Marktbeobachter in der gestern Dienstag angesetzten Anhörung des obersten Libra-Verantwortlichen, David Marcus, vor dem Bankenausschuss des US-Senats. Der Leiter des Projekts sah sich starken Bedenken seitens des Ausschusses hinsichtlich Datenschutz, Geldwäscherei und Terrorfinanzierung ausgesetzt.
"Die Anhörung hat klar gezeigt, dass anfängliche Befürchtungen einer sehr harten Gangart gegenüber Libra sich bestätigen", sagt Patrick Heusser von Crypto Broker gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Die Einführung von Libra stehe auf der Kippe, wenn es den Verantwortlichen nicht gelänge die Zweifel der Politiker bis ins Detail auszuräumen.
Neue Regulierungen für Krypto-Wirtschaft
"Ich glaube, dass die US-Politik Libra als "Testfall" nutzen wird, um eine Gesetzesgrundlage für Kryptowährungen und jede andere Form von digitalem Geld zu schaffen", lautet die Prognose von Heusser. Seiner Ansicht nach sei es gut möglich, dass digitale Vermögenswerte unter der Federführung der USA auch global in Sippenhaft genommen werden könnten.
Diese Entwicklungen seien zumindest kurzfristig sicherlich auch für den Bitcoin von Nachteil: "Insbesondere wenn US-Behörden beginnen, Unternehmen, die Kryptobörsen und Wallets betreiben, ins Visier zu nehmen, sieht es kurz- bis mittelfristig düster aus", resümiert Heusser. Im Kern sei der Bitcoin und die dahinterstehende Blockchain aber ein "ganz anderes Paar Schuhe" als Libra.
Dass die Preiskorrekturen nur kurzfristiger Natur sein könnten, sieht auch der Blockchain-Experte der Bank Frick ähnlich: "Nachdem der aufgewirbelte Staub um Libra verflogen ist, dürften die Preisschwankungen deutlich abnehmen", sagt Julien Hawle. Und nach dem rasanten Aufschwung der letzten Wochen könne eine Marktkorrektur durchaus gesund sein.
Deutlich pessimistischer zeigen sich die Marktkenner in Bezug auf den restlichen Kryptomarkt. Die größten "alternativen" Blockchain-Währungen blieben schon während dem letzten Kursfeuerwerk des Bitcoin hinter der "Krypto-Leitwährung" zurück und fahren auch im Abwärtstrend deutlichere Verluste ein.