Wer mit der Anschaffung neuer Möbel liebäugelt, trifft in Österreichs Möbelhäusern aktuell auf attraktive Rabatte. „Wir befinden uns im alljährlichen Sommer-Räumungsverkauf, in dem Auslaufware und Musterstücke besonders aggressiv um bis zu 70 Prozent günstiger angeboten werden“, erklärt Thomas Saliger, Sprecher von Marktführer XXX-Lutz der Kleinen Zeitung.
Einer aktuellen Analyse des Beratungsunternehmens Regiodata zufolge investiert im Schnitt jeder Österreicher 758 Euro pro Jahr in Einrichtung und Zubehör. Der Markt ist, je nach Studie, zwischen 5,4 und 5,7 Milliarden Euro schwer, hoch konzentriert und umkämpft.
Rabattschlachten
Das nominelle Wachstum kommt mit 1,6 Prozent 2018 nicht über und heuer mit 1,9 Prozent nur wenig über die Inflationsrate. Der Kuchen wird nicht größer und das bedeutet: Verdrängungskampf.
Die „Rabattschlachten“, die sich die Lutz-Gruppe (30 Prozent Marktanteil) und die Nummer zwei, Kika/Leiner (18 Prozent), liefern, seien Zeichen einer zu hohen Dichte, so Regiodata. Österreichs stationärer Möbelhandel habe am meisten Verkaufsflächen je Einwohner in Europa.
„Mittelfristig gehe ich von einer Reduzierung der Flächen aus“, erklärt Regiodata-Chef Wolfgang Richter. Kika/Leiner ist nach der Übernahme durch die Signa-Gruppe auf Sanierungskurs und schloss acht Häuser. Lutz treibt die Expansion voran und übernimmt von Kika/Leiner 22 Standorte in Osteuropa.
Die Ikea-Liga
So sieht Saliger keine Überbesetzung im Möbeleinzelhandel: „Wir sprechen von einem sehr lebendigen Markt, in dem wir seit vielen Jahren das Tempo vorgeben.“ Die aktuellen Rabatte seien nicht außergewöhnlich. Auch Reinhold Gütebier, Chef von Kika/Leiner, schwächt das Thema ab. „Rabatte sind für den gesamten Handel ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Man darf sie aber nicht überschätzen. Uns ist es wichtig, den Kunden das ganze Jahr über bestes Service und tolle Angebote zu bieten“, sagt Gütebier der Kleinen Zeitung.
Ikea spiele „in einer eigenen Liga“, so Regiodata, abseits von Rabattaktionen baute die Nummer drei (16 Prozent) mit vergleichsweise wenig Fläche die Umsätze aus. Im Schatten des Wettbewerbs an der Spitze legen aber Zusammenschlüsse eigenständiger Möbelhändler im Umsatz am stärksten zu; dazu zählen Garant Möbel, die MHK Group, VME Union und Europa Möbel. Sie kommen zusammen auf 24 Prozent Marktanteil.
Wer hat online die Nase vorn?
Immer wichtiger wird im Möbelhandel das Onlinegeschäft. Der Anteil liege, gemessen an den Konsumausgaben der privaten Haushalte, bei 13 Prozent. Regiodata setzt diesen Anteil wesentlich höher an als andere Studien, die auf maximal sieben Prozent kommen. Dazu Richter: „Wir untersuchen unabhängig und ohne Interessen.“ Aktivste Internetanbieter in Österreich seien bei Möbel und Dekoartikel Amazon, Ikea und Universal Versand.
Dem widerspricht Saliger von XXXLutz entschieden, Lutz sei auch im Internet „mit Abstand der aktivste Möbelhändler. Wir geben dazu nur keine detaillierten Zahlen bekannt.“ Die Gruppe betreibe seit über 15 Jahren Möbel-Onlineshops in Österreich und besetze auch dieses Segment als Marktführer. „Den ausländischen Anbietern haben wir de facto keine Chance gelassen“, sagt Saliger.
Dass das Thema an Bedeutung gewinnen wird, wie Richter meint (es drängen reine Online-Spezialisten in den Markt), sieht auch Kika/Leiner-Boss Gütebier so: „Wir arbeiten intensiv an neuen Konzepten im Bereich E-Commerce, das Online-Geschäft ist stark im Vormarsch und wir haben einiges aufzuholen.“