Die Gewerkschaft vida droht inmitten des Ferienbeginns in Österreich mit einem Airline-Generalstreik am Flughafen Wien. Bei mehreren "Krisengipfeln" über den Sommer soll mit den Betriebsräten von AUA, Eurowings, Level und Lauda über "die weitere gemeinsame Vorgehensweise" beraten werden, teilte die Gewerkschaft am Mittwoch in einer Aussendung mit.

Die Gewerkschafter wollen damit gegen die "ausufernden Wettbewerbsverzerrungen und Ausbeutungen des Airline-Personals durch Lohn- und Sozialdumping" protestieren. Hintergrund für den Konflikt ist der massive Preiskampf der Airlines in Wien.

Branchen-KV gefordert

Die vida fordert einen Branchen-Kollektivvertrag, der für einen fairen Wettbewerb sorgen soll. Sie sieht die Wirtschaftskammer in der Verantwortung. Diese würde die KV-Verhandlungen für Level verschleppen und für Wizz Air sogar verweigern, so die vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart und Anton Fuszko. Bleibe die WKÖ stur, sei ein Arbeitskampf derzeit eine realistische Option.

Die vida arbeitet nach eigenen Angaben derzeit an einer "Krisenstrategie", um einen Branchen-KV auch gegen den Widerstand der Wirtschaftskammer durchzusetzen. "Die Diskussionen dazu reichen derzeit von einer sogenannten KV-Satzung (Allgemeinverbindlichkeitserklärung eines KV für eine Branche durch das Einigungsamt im Sozialministerium) bis hin zu einem Generalstreik aller Airlines mit Stationen am Flughafen Wien", so Liebhart. Das sind neben der AUA unter anderem Eurowings, Lauda und Level.

Kritik an WK-Boss Mahrer

"Es ist uns bewusst, dass einige dieser Maßnahmen gerade in den Sommermonaten nicht überall auf Sympathien stoßen würden", so Liebhart. Er macht für die Streikdrohung den Wirtschaftskammer-Präsidenten persönlich verantwortlich. Würde Harald Mahrer eine WKÖ-Politik vorgeben, die einen Branchen-KV mit fairen Basisregeln für alle Luftfahrtunternehmen im Wettbewerb sowie gerechte Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten verfolge, bräuchten sich Gewerkschaft und Betriebsräte keine weiteren Gedanken mehr über einen Generalstreik oder ähnliches zu machen.

Grundgehalt von 1261 Euro brutto

"Aber der aktuellen Haltung der WKÖ und ihren absurden KV-Angeboten kann man eigentlich nur mit einem Arbeitskampf begegnen", meinte Liebhart.

Anton Fuszko, Vorsitzender des vida-Ausschusses Fliegendes Personal, wirft der Wirtschaftskammer eine "Hungerlohnstrategie" vor. Bei Level sei die WKÖ etwa nicht bereit, die gewerkschaftliche Mindestforderung von 1.700 Euro brutto monatlich für Flugbegleiter zu akzeptieren. Derzeit liegt das Level-Grundgehalt laut Fuszko bei 1.261 Euro brutto im Monat.

Kammer bleibt bei ihrer Position

Die Wirtschaftskammer hält trotz einer Streikdrohung der Gewerkschaft an ihrem Nein zu einem Branchen-Kollektivvertrag für Fluggesellschaften in Österreich fest. Der zuständige Funktionär Christian Domany, Vorsitzender der Berufsgruppe Luftfahrt, erklärte in einer Aussendung, die Aufregung der Gewerkschaft sei nicht nachvollziehbar.

"In der Luftfahrt sind Branchen-KVs aufgrund der globalen Tätigkeit absolut unüblich. Auch in Frankreich und Deutschland gibt es diese nicht. Das Anliegen der Wirtschaft ist es, den Standort und damit die Arbeitsplätze zu sichern. Die Forderung der Gewerkschaft nach einem Branchen-KV würde dieses Ziel konterkarieren", erklärte Domany.

"Mehrere hundert Euro Zulagen"

Die Kritik an den niedrigen Löhnen für Flugbegleiter wies Domany zurück: "Zu den Grundgehältern kommen pro Monat in der Regel noch mehrere hundert Euro an Zulagen." Domany forderte die Gewerkschaft auf, die Drohgebärden sein zu lassen und "sachlich und konstruktiv" zu bleiben, um "eine für alle Seiten gangbare und faire Lösung zu finden".