Auf bis zu 1411 US-Dollar stieg am Freitag der Preis für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) und damit auf den höchsten Wert seit April 2013. Das Überspringen der 1400-Dollar-Marke (der Kurs gab zwischenzeitlich wieder nach) sorgt für Aufsehen, obwohl (oder weil) der Schritt von Experten des Edelmetalls bereits angekündigt worden war.

Ronald Stöferle, Mitverfasser des jährlichen Reports „In Gold We Trust“, war einer davon. Wenn Gold die „Widerstandszone von 1360 bis 1380 Dollar, der Rubikon der Gegenwart, durchbrechen kann“, sei in einem Jahr ein Goldpreis von 1500 Dollar denkbar, verlautete Stöferle erst vor drei Wochen.

Ein Bullenmarkt

Freilich ist der Goldpreis von seinem Allzeithoch im September 2011 mit über 1900 Dollar je Unze weit entfernt und an der 1400er-Marke kratzte das Anlageobjekt seit 2016 mehrmals. Doch spreche zumindest aus Sicht der Fachwelt derzeit einiges für einen Bullenmarkt, Fachbegriff für anhaltend steigende Kurse. Stöferle verortet den Kurs bis Jahresende zwischen 1450 und 1500 Dollar. „Das Umfeld für den Goldpreis ist positiv“, erklärt er der Kleinen Zeitung.

Goldpreis-Entwicklung
Goldpreis-Entwicklung © (c) APA

Für den aktuell recht starken Anstieg gibt es mehrere Gründe, „eingeleitet wurde er aber durch den Zinssenkungswettlauf der Notenbanken“, so Stöferle. Da die Zinsen in Europa ohnehin auf null sind, gaben die Signale der US-Notenbank Fed, den Leitzins von derzeit 2,25 bis 2,5 Prozent senken zu wollen, den Ausschlag.

Das befeuert den Gold-Kurs

Sinken in den USA die Zinsen, schwächt das den Dollar, wodurch Gold außerhalb der USA an Attraktivität gewinnt, da Gold in US-Dollar gehandelt wird. Die Fed erklärt ihre Absicht mit schlechteren Aussichten für die Konjunktur. Außerdem sorgen geopolitische Konflikte wie die Spannungen zwischen den USA und dem Iran und der seit mehr als einem Jahr schwelende Handelskrieg der USA gegen China für Verunsicherung auf den Finanzmärkten. Die Politik von US-Präsident Trump trägt dazu viel bei. Am Freitag wurde bereits vor einem Währungskrieg und einer Abwärtsspirale gewarnt.

Stöferle lenkt den Blick auch auf die Schwellenländer, da die Entwicklung dort großen Einfluss auf den Goldkurs habe. „Sie stehen für 70 Prozent der Goldnachfrage. China ist zugleich größter Produzent und Konsument von Gold.“

Wann die Nachfrage nach Münzen steigt

Das Edelmetall wirft keine Zinsen ab, erlebt aber Hochs in unsicheren Zeiten. Seit 2000 legte Gold im Kurs mit Schwankungen um 370 Prozent zu. In Österreich stieg die Nachfrage nach Münzen und Barren mit der Finanzkrise ab 2008 enorm, erinnert sich Andrea Lang von der Münze Österreich. „2008 haben wir so viel umgesetzt wie in den vier Jahren davor zusammen. 2009 hat sich das noch einmal verdoppelt.“

2011, am Höhepunkt des Goldkurses, waren Philharmoniker-Münzen noch immer sehr gefragt. Das wurde dann weniger. Die vergangenen Jahre zeigten: Sinkt der Preis, steigt die Nachfrage. 2015, der Kurs hatte sich seit 2011 fast halbiert, wurden deutlich mehr Philharmoniker gekauft als 2016 und 2017, als der Preis wieder anzog. „Wir sind aber auch aktuell noch auf einem relativ hohen Niveau“, so Lang.