Der Streit um die Arbeitsbedingungen bei Amazon in Österreich geht weiter. Nachdem ein Amazon-Mitarbeiter von erniedrigenden und gefährlichen Arbeitsbedingungen berichtet hat, sah die Gewerkschaft GPA-djp heute erste Erfolge. Demnach habe der US-Konzern Änderungen beim Management und im Verteilzentrum in Großebersdorf (NÖ) vorgenommen.
"Der öffentliche Druck aufgrund menschenunwürdiger Arbeitsbedingungen bei Amazon scheint Wirkung zu zeigen", so GPA-Vorsitzende Barbara Teiber am Freitagvormittag. Wenige Stunden später kam dann das Dementi von Amazon. "Es ist Unsinn. Unser Verteilzentrum ist von dem selben Management-Team geleitet. Wir haben keinen Umbau vor, da das Gebäude absolut sicher ist und gute Arbeitsbedingungen bietet", so der Konzern in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA.
Abteilungsleiter gekündigt
Freitagnachmittag nahm die Geschichte allerdings skurrile Züge an. Denn bei der APA meldete sich ein Abteilungsleiter, der nach Eigenangaben am Freitag ein Kündigungsschreiben erhalten hat. Begründet sei dies damit worden, dass sich seine Mitarbeiter nicht auf ihn verlassen hätten können. Das kann sich der Gekündigte nur mit einem Krankenstand nach einem Autounfall erklären.
Verwundert hat den sogenannten Filialleiter auch, dass er gehen musste, obwohl der Mitarbeiter, der sich am Dienstag mit Kritik am Konzern an die Medien wandte, gar nicht in seiner Schicht arbeitete. Die Vorwürfe des Kollegen - unter anderem sollen die Mitarbeiter exzessiv kontrolliert worden sein - würde er jedenfalls zu hundert Prozent unterschreiben. "Wir können alle Daten einsehen", so der Mann.
Gewerkschaft vermutet Scheinselbständigkeit
Bereits am Vormittag hatte die GPA gemeint, sie bleibt weiter dran, so wurde die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse ersucht zu überprüfen, ob bei den Botenfahrern Scheinselbstständigkeit vorliegt. Beim Sozialministerium werde eine Verordnung angeregt, die Anzahl der Leiharbeitskräfte bei Amazon drastisch zu reduzieren. Laut Angaben des Amazon-Mitarbeiters ist lediglich das Management der Verteilerzentrale in Großebersdorf (NÖ) bei Amazon beschäftigt, die rund 150 weiteren Mitarbeiter seien Leiharbeitskräfte.
Die Vorwürfe von Maarten N.
Am Dienstag hatte der Amazon-Mitarbeiter Maarten N., unterstützt von der GPA, vor zahlreichen Journalisten über bedenkliche Arbeitsbedingungen bei dem Onlineriesen berichtet. Durch die räumliche Enge komme es zu Unfällen, Mitarbeiter würden permanent überwacht und diszipliniert und Anfang der Woche wisse man nie, ob man Ende der Woche noch einen Job hat.
Amazon-Chef Jeff Bezos gilt als der reichste Mann der Welt. Das US-Magazin "Forbes" bezifferte zuletzt das Vermögen des 55-Jährigen auf 131 Milliarden Dollar (rund 116 Milliarden Euro). Dies seien nochmals 19 Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor.