Der Urban Science Campus ist Ihre große Zukunftsvision im Herzen der Stadt. Wie sieht der Umsetzungsfahrplan aus?
Franz Peter Orasch: Wir planen diesen neuen hypermodernen Stadtteil im Zentrum von Klagenfurt in den nächsten fünf bis zwölf Jahren in Etappen zu realisieren. Der Campus besteht ja auch aus vier Teilen.
Wie wirkt sich das geplante Mega-Projekt auf die Stadt aus?
Außerhalb der Messezeit steht das Areal derzeit ja leider größtenteils leer und wird kaum genützt – das ist für die Klagenfurter Innenstadt natürlich eine Katastrophe. Durch den neuen Campus würde dieses Areal zu einem pulsierenden, vitalen, ökologischen und modernen Stadtteil im Süden der Altstadt transformiert. Darin würden bis zu 4500 Menschen in zukunftsweisenden Branchen und Unternehmen arbeiten und es würde wieder Raum für junge Familien geschaffen, die in der Innenstadt wohnen und leben.
Haben Sie keine Bedenken, dass durch die Verlagerung der Messe Wertschöpfung aus der Innenstadt abwandern könnte?
Das Gegenteil ist der Fall. Es wandert nichts ab, sondern gerade durch diese Entwicklung würde eine gigantische Wertschöpfung generiert werden und Klagenfurt die einmalige Chance bieten, sich als attraktive, pulsierende Metropole im Zentrum des Alpe-Adria-Raumes zu etablieren.
520 Millionen Euro sind aktuell als Gesamtinvestionssumme ausgewiesen.
Ja, das sind die geplanten Gesamtinvestionen. Aber noch ist es zu früh, um über Zahlen zu reden. Es geht jetzt darum mit den Eigentümern und relevanten Stakeholdern in konstruktive Gespräche zu treten, um die Realisierungschancen für dieses Jahrhundertprojekt zu ventilieren. Wichtig ist für uns vor allem, Klarheit und Planungssicherheit zu bekommen.
Gibt es schon Gespräche mit potenziellen Investoren bzw. wie sehen die Finanzierungsmodelle aus?
Wir finanzieren unsere Projekte und Beteiligungen immer selbst, daher gibt es keine Überlegungen und Notwendigkeiten für Gespräche mit Investoren.
Erwarten Sie Widerstände gegen eine neue Nutzung des Messegeländes?
Ja, weil es in Klagenfurt auch beharrliche Kräfte des Verhinderns gibt, die leidenschaftlich den Stillstand verwalten. Ich hoffe aber auf die mutigen Verantwortungsträger und die vielen Menschen, die diese schöne Stadt positiv verändern wollen. Klagenfurt steht im Wettbewerb mit anderen Städten und muss jetzt die Weichen für die Zukunft richtig stellen, um den Wohlstand nachhaltig abzusichern und den jungen Menschen eine Perspektive geben zu können. Genau diese Perspektiven sollen mit dem „Urban Science Campus“ geschaffen werden.
Wie hängt das Projekt mit dem Flughafen Klagenfurt, den Sie 2018 gekauft haben, zusammen?
Eigentlich gar nicht. Wir bauen am Flughafen eine hypermoderne Messe und würden uns freuen, wenn wir die Kärntner Messe in unser Konzept und unsere Überlegungen einbinden können. Dabei sind wir bezüglich der Form der Zusammenarbeit völlig offen. Sollte in der Stadt die Entscheidung gegen eine Verlegung getroffen werden, dann würden wir das Thema Messe am Flughafen mit einem internationalen Messebetreiber machen.
Kennen die Verantwortlichen der Stadt Ihr Konzept für das Messeareal? Welche Signale empfangen Sie?
Es hat vorab schon vereinzelt Gespräche gegeben. Signale haben grundsätzlich keine Relevanz, weil es immer um das Ergebnis am Ende eines Prozesses geht. Wir werden natürlich die Gespräche mit den Eigentümern der Messe suchen, bin aber sehr zuversichtlich, dass die große Mehrzahl der Bevölkerung und der Verantwortungsträger diese riesige Chance für ihre Stadt erkennen.
Das rund zehn Hektar große Messeareal gehört der Stadt. Gibt es Ihrerseits schon Vorstellungen über die Ablöse?
Ja, sonst wäre ich ein schlechter Geschäftsmann. Aber es ist viel zu früh darüber zu sprechen.
Experten schätzen die Kosten für den Neubau eines Messekomplexes ähnlichen Ausmaßes wie bisher auf 80 Millionen Euro.
Unabhängig von der Entscheidung der Messe Klagenfurt arbeiten wir am neuen Flughafen an einem modernen Messe- und Kongressstandort, der über eine ähnliche Größe wie die Messe Graz verfügen wird. Zur Unterstützung haben wir internationale Planer und Berater beigezogen, die auch die derzeit modernsten Messen in Sydney und Shanghai konzipiert und geplant haben. Diese Experten halten auch die Location am neuen Flughafen für einen der besten Standorte im ganzen Alpe-Adria-Raum. Aber auf Ihre Frage zurückkommend: die von Ihnen beschriebenen Kosten sind mit Sicherheit zu niedrig angesetzt.
Sind zwei so große Entwicklungsprojekte in Klagenfurt überhaupt zu realisieren?
Für uns auf alle Fälle. Sonst würden es wir es ja nicht machen.