Innerhalb von zwei Tagen wurden in Österreich zwei Studien zum Thema Onlinehandel publiziert – eine vom Handelsverband (HV), eine von der Handelssparte der Wirtschaftskammer (WK). In beiden Fällen erhob die KMU-Forschung die Daten.

Der Trend, dass Onlineshopping immer beliebter wird, verstärkt sich, das zeigt ein Vergleich über die letzten zehn Jahre. Die jährlichen Ausgaben erhöhten sich von 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf 7,3 bis 7,5 Milliarden im vorigen Jahr. Diese Summe entspricht etwa elf Prozent der gesamten Einzelhandelsausgaben im Jahr.

Enormer Kaufkraftabfluss ins Ausland

60 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher von 16 bis 74 kaufen Einzelhandelswaren im Web ein, jeder zweite auch bei Onlineshops im Ausland. Der Kaufkraftabfluss nimmt von Jahr zu Jahr zu und liegt mittlerweile bei rund 55 Prozent der Ausgaben.

"Die rund 9.000 heimischen Webshops profitieren vom wachsenden Markt leider nur begrenzt, da mehr als jeder Zweite im Ausland bestellt und so den Kaufkraftabfluss verstärkt", kommentiert Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, die Ergebnisse der Studie.

Was wird am häufigsten online eingekauft? "Die Top-Warengruppen sind aktuell Bekleidung, Elektrogeräte und Bücher. Die stärksten Zuwächse haben 2019 die Sektoren Möbel/Deko, Kosmetik und Schuhe/Lederwaren mit verzeichnet", erklärt Studienautor Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria.

Hingegen liegt der Anteil des Onlinehandels im Lebensmittelbereich nach wie vor zwischen 1,0 und 2,0 Prozent.

Das Smartphone ist der Onlineshop der Jungen

Die Studien warten mit einigen weiteren bemerkenswerten Entwicklungen auf. Von 7,5 Milliarden Euro Onlineumsatz fallen bereits 800 Millionen Euro auf den sogenannten M-Commerce, was einem Zuwachs von 25 Prozent entspricht. Smartphone-Shopping ist damit beliebt wie nie zuvor. Die Umsätze im M-Commerce haben sich seit 2013 vervierfacht.

Rainer Will
Rainer Will © Handelsverband

Smartphone-Shopping ist aber auch eine Altersfrage. Bei den unter 29-Jährigen kaufen mittlerweile sechs von zehn via Smartphone ein. Bei den über 60-Jährigen liegt die M-Commerce-Quote hingegen bei sechs Prozent.

Auch Voice Commerce, also das Einkaufen mit bzw. die Nutzung von internetbasierten persönlichen Assistenten wie Amazon Echo oder Google Home steigt sehr stark an. Von 2017 auf 2018 kletterte die Zahl der Nutzer um mehr als das Doppelte auf 450.000 an, so Will.

Was Händler sofort ändern wollen

Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer, leitet aus der Studie einige Forderungen ab, die nicht alle neu sind, aber freilich aktuell. Für den österreichischen Handel geht es um mehr Fairness, vor allem um mehr Steuerfairness im internationalen Wettbewerb.

Peter Buchmüller
Peter Buchmüller © APA/HELMUT FOHRINGER

"Dazu würden die umgehende Streichung der 22-Euro-Freigrenze für Kleinsendungen und die Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze wesentlich beitragen, ebenso wie die Einführung einer Plattformhaftung sowie die Umsetzung des Modells der digitalen Betriebsstätte", fordert die Kammer.

Weiters dürften Paketpostpreise bei Lieferungen außerhalb der EU, etwa aus China, nicht mehr künstlich niedrig gehalten werden. So kostet der Versand eines Paketes von China nach Österreich 10,03 Euro. Dasselbe Paket, von Österreich nach China geschickt, schlägt mit 31,48 Euro zu Buche.