Haben Sie 37.000 Euro übrig? So viel müssen Sie hinblättern, wenn Sie einen Kilobarren Gold kaufen wollen. Keine Sorge, das Stück ist klein, davon passen einige ins Nachtkastl. Vielen Menschen zaubert Gold Glanz in die Augen. Anlegern kommen eher die Tränen, denn über Jahre war das Edelmetall etwa im Vergleich zu Aktien keinesfalls eine blendende Finanzanlage.
Als im August vergangenen Jahres die Preise in den Keller sackten – 1180 Dollar je Feinunze wurden als Panik-Tief eingestuft – wurde Gold wieder interessant. Die ganz persönliche Goldreserve hat offenbar ihren Reiz. „Wir haben einen Riesen-Run erlebt. Der ist erst im vergangenen Quartal wieder abgeflaut“, erzählt Marcus Fasching von der Ögussa, die auf Wiedergewinnung von Edelmetallen spezialisiert ist. Wobei Gold auch dort ähnlich wie auf den Finanzmärkten keine sehr große Rolle spielt. Für die Tochter des belgischen Konzerns Umicore ist das gut: „Für uns läuft es immer wirtschaftlich besser, wenn Gold nicht super ist“, so Fasching.
Palladium oder Platin sind viel stärker nachgefragt. Der Dieselgate hat sogar dazu geführt, dass Platin heute billiger als Gold ist und Palladium, das in Katalysatoren für Benzinmotoren steckt, teurer wurde. Mit Spekulation hat Fasching jedenfalls nichts im Sinn: „Natürlich werde ich immer wieder gefragt, wie sich der Goldpreis entwickelt, aber keiner kann ernsthaft behaupten, das prognostizieren zu können.“
Preis schleicht sich "klammheimlich" nach oben
Roland-Peter Stöferle hat sich das in seinen viel beachteten jährlichen Goldreports oft getraut. Die Realität ist eher bei Fasching. Inzwischen ist Stöferle, der zusammen mit Partnern in Liechtenstein Vermögensverwaltung und Fonds anbietet, sehr vorsichtig - wenngleich optimistisch. So auch am Dienstag in Wien, wo er die neueste Goldstudie von Incrementum präsentierte. Die schürft danach, wie die Verästelungen in den Welt- und Finanzmärkten den Preis treiben könnten. „In Euro ist der Goldpreis heuer um vier Prozent gestiegen“, so Stöferle. „So, als würde sich der Goldpreis unbeachtet klammheimlich nach oben schleichen.“
Rezession, Finanzmarktabstürze oder Währungskrisen sind der Stoff, aus dem Goldträume sind. „Notenbanken haben 2018 die größten Mengen seit 1971 gekauft,“ betont Stöferle. Russland und China sind etwa seit zehn Jahren Großkäufer.
Angebot gebe es wegen des Nachfrage-Rückgangs großer Finanzinvestoren genug, sagt Münze Österreich-Sprecherin Andrea Lang. Die Nachfrage nach dem Bestseller „Philharmoniker“ sei auf zufriedenstellend hohem Niveau.
Claudia Haase