Draufgängerisch und mutig war der Anfang. Als Michael Schlögl und sein Bruder Helmut Gruber Reisen übernahmen, waren sie fremd in der Branche. Im ersten Jahr standen drei Millionen Schilling Umsatz zu Buche – das war vor 35 Jahren.

Für Michael Schlögl hat sich das Wagnis gelohnt. Er ist heute Chef des größten Reiseanbieters in Südösterreich, von 370 Mitarbeitern, von 45 Reisebüros – und 2018 kam das Unternehmen zum ersten Mal auf die magische Marke von 100 Millionen Euro Umsatz.

Vierer-Geschäftsführung

„Wir sind auch heuer sehr gut unterwegs und liegen in den Reisebüros fünf Prozent über dem Vorjahr. Das ist klar besser als der Branchenschnitt“, skizziert Schlögl den Kurs. Doch spricht er auch von einer ganz anderen Herausforderung. Er, der „Alteingesessene“, holt bis November die junge Garde in die Geschäftsführung, um anschließend den eigenen Rückzug einzuleiten.

Die Söhne Max (33) und Florian (38) und Nichte Eva (30) sind freilich schon seit einiger Zeit an den Schalthebeln im Unternehmen tätig. Max Schlögl verantwortet die Reisebüros, Florian die Golfreisen, Eva das Resort Bretanide auf Brac. Kamen ihre Väter als Quereinsteiger, durften sie das Geschäft von der Pike auf lernen – um im Spätherbst zu ihrem Lehrmeister aufzurücken.

Fließende Übergabe

„Alleine als Chef ist es immer leicht, aber in Zukunft sind wir ein Vierer-Team“, sagt Michael Schlögl. Bereits vor einem Jahr sagte er der Kleinen Zeitung: „Familienbande im eigenen Unternehmen ist nicht immer einfach.“ Auf die Wachablöse bereite man sich mit externen Beratern aber schon seit Ende 2017 vor.

Eva Schlögl ist Chefin von Bretanide auf Brac in Kroatien
Eva Schlögl ist Chefin von Bretanide auf Brac in Kroatien © Alexander Danner

Schlögl bleibt auch nach November vorerst Chef der Geschäftsführung. „Ich will im Hintergrund lenken und unterstützen, aber frei arbeiten lassen.“ Die Bereiche Busreisen und Reiseveranstaltung werde er weiter leiten, „von heute an in ein bis drei Jahren ziehe ich mich ganz auf eine Aufsichtsposition zurück“. Den Plan, ein konkretes Datum für die Übergabe zu fixieren, habe man fallen gelassen. „Wir haben uns für den fließenden Übergang entschieden.“

Das Reisebüro bleibt wichtig

Die Strategie von Gruber Reisen bleibt Wachstum und Expansion. „Wir wollen eine ständige Vergrößerung, aber nicht auf Biegen und Brechen. Man muss aufpassen, sich nicht zu übernehmen.“ Die erstmalige Ausarbeitung eines strukturierten Businessplans mit Zielen für alle Abteilungen – die Mitarbeiter wurden dabei eingebunden – ist außerdem ein Schritt hin zu mehr Professionalisierung.

Max Schlögl verantwortet die Reisebüros im Unternehmen.
Max Schlögl verantwortet die Reisebüros im Unternehmen. © Alexander Danner

Bewusst setzt Gruber Reisen neben dem Internet auf die traditionelle Vertriebsschiene, auf das Reisebüro. Gerade in für die Reisebranche turbulenten Zeiten – Stichwort „Flugchaos“ – positioniere man sich so als Qualitätsanbieter. „Wir sind in einer Branche, wo es immer Reklamationen gibt. In so einem Fall ist die Unterstützung durch ein Reisebüro besser, als wenn man alleine ist“, erklären Max und Florian Schlögl.

Einschnitt in Kärnten

Vergrößert wurden die Büros in Voitsberg und Wien, in Hartberg zog Gruber in die Fußgängerzone, in Kapfenberg wurde eine Filiale im ECE eröffnet. Getrennt hat man sich von der 50-Prozent-Beteiligung von Gruber Reisen Kärnten. Was Interessen und Werte betreffe, habe man sich von Miteigentümer Ingo Hitzenhammer entfernt, erklärt Schlögl und kündigt an, im nächsten Jahr mit einem eigenen Büro erneut in den Kärntner Markt einzutreten.

Was die Saison angeht, so liegt Kroatien nach Jahren rasanten Wachstums etwas zurück. Eva Schlögl kündigt indes eine weitere Millioneninvestition im Resort Bretanide an. Die Mittelstreckenziele Spanien und Griechenland seien sehr beliebt, auch die Türkei ziehe nach einem schwächeren Jahr wieder an.

Florian Schlögl ist Chef der Golfreisen, wo Gruber Reisen Marktführer in Österreich ist.
Florian Schlögl ist Chef der Golfreisen, wo Gruber Reisen Marktführer in Österreich ist. © Alexander Danner