Die OMV-Aktionäre haben bei ihrer Hauptversammlung am Dienstagnachmittag neun Mitglieder des Aufsichtsrates gewählt, fünf davon ziehen neu als Vertreter der Staatsholding ÖBAG in das Kontrollgremium ein. Sehr kurzfristig als Kandidatin präsentiert worden war die Steuerexpertin Cathrine Trattner. Sie kommt statt Ex-ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling, der ursprünglich für den Job nominiert war.

Notwendig war die Neuwahl, weil die Funktionsperioden von acht Mitgliedern des Aufsichtsrates auslaufen und Aufsichtsratschef Peter Löscher bereits im September seinen vorzeitigen Rückzug mit Ende der heutigen Hauptversammlung angekündigt hatte. Der frühere Siemens-Konzernchef hatte damals in einem Brief an Eigentümervertreter Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) diesen Schritt mit den Plänen der Regierung begründet, den Einfluss des Staates bei der OMV stärken zu wollen.

Der Grazer Uni-Professor Karl Rose wurde bis 2024 wiedergewählt und der ehemalige Procter&Gamble-Manager Wolfgang Berndt bis 2020. Neu in das Kontrollgremium des heimischen Öl- und Gaskonzerns einziehen werden ÖBAG-Chef Thomas Schmid selbst (bis 2024) sowie VIG-Vorstandschefin Elisabeth Stadler (bis 2022), Tyrolit-Geschäftsführer Christoph Swarovski (bis 2022), Lenzing-Chef Stefan Doboczky (bis 2022) und Cathrine Trattner (2022). Das Mandat der stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Gertrude Tumpel-Gugerell läuft noch bis zur ordentlichen Hauptversammlung 2020.

Als Vertreter des zweiten Kernaktionärs Abu Dhabi wurden Frau Alyazia Ali Al Kuwaiti und Mansour Mohamed Al Mulla bis 2024 in den Aufsichtsrat wiedergewählt.

Abkühlphase

Ursprünglich war Ex-Finanzminister Schelling für einen Posten im Aufsichtsrat vorgesehen gewesen, allerdings läuft seine Abkühlphase nach seiner Tätigkeit als Minister erst Ende Dezember aus. Der neue Staatsholding-Chef Schmid hatte gegenüber dem Wirtschaftsmagazin "trend" erklärt, dass der frühere Finanzminister nicht nur wegen der Cooling-Off-Phase, sondern auch "wegen anderer Themen" nicht in den OMV-Aufsichtsrat einziehe.

Der OMV-Aufsichtsrat setzt sich aus 15 Mitgliedern zusammen, zehn von der Hauptversammlung gewählten Kapitalvertretern und fünf entsandten Arbeitnehmervertretern. Jeweils mindestens 30 Prozent der Mitglieder müssen Frauen sein und mindestens 30 Prozent Männer.

Die Republik Österreich ist über die Staatsholding ÖBAG mit 31,5 Prozent größter Aktionär der OMV, gemeinsam im Syndikat mit dem Staatsfonds IPIC (International Petroleum Investment Company, 24,9 Prozent) von Abu Dhabi hat sie eine Stimmenmehrheit.