Nach dem Kurswechsel beim Mischkonzern Thyssenkrupp haben sich die Arbeitnehmervertreter und der Vorstand auf das weitere Vorgehen geeinigt. Die IG Metall, der Konzernbetriebsrat und der Vorstand hätten in der Nacht eine Grundlagenvereinbarung zur strategischen Weiterentwicklung erzielt, sagte Vize-Aufsichtsratschef und Gewerkschaftssekretär Markus Grolms am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Vereinbarung trage der Notwendigkeit einschneidender Maßnahmen Rechnung und sichere zugleich Fairness im Umgang mit den Beschäftigten zu. "Jetzt liegt es nur noch an den Anteilseignern, ob die Weichen bei Thyssenkrupp auf Zukunft oder Konflikt gestellt werden. Wir sind bereit für eine Lösung auf Basis dieser Vereinbarung, aber wir sind auch bereit für einen Konflikt mit aller Härte." Personalvorstand Oliver Burkhard bestätigte, dass eine Vereinbarung erzielt wurde.
6000 Arbeitsplätze weniger
Der geplante Abbau von 6.000 Arbeitsplätzen beim kriselnden Mischkonzern Thyssenkrupp soll nach einer Vereinbarung zwischen dem Vorstand, der IG Metall und dem Betriebsrat weitgehend ohne betriebsbedingte Kündigungen umgesetzt werden. "Die heute getroffene Vereinbarung bestimmt die Spielregeln für den Konzernumbau", sagte der stellvertretende Aufsichtsratschef und IG Metall-Sekretär Markus Grolms.
"Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden und sind nur in Ausnahmefällen möglich", sagte er am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters. Das gebe den Beschäftigten Sicherheit. Personalvorstand Oliver Burkhard bestätigte dies auf seinem Twitter-Account. "Betriebsbedingte Kündigungen wollen wir vermeiden, sind aber in Ausnahmen (ultima ratio) möglich."
Aufsichtsratschefin Martina Merz stellte sich hinter die Pläne von Vorstandschef Guido Kerkhoff, der unter anderem die lukrative Aufzugssparte teilweise an die Börse bringen und die Kosten senken will. "Bei der Umsetzung der strategischen Neuausrichtung werden wir den Vorstand gerne begleiten", erklärte sie, nachdem der Vorstand seine Pläne dem Strategie-, Finanz- und Investitionsausschuss des Aufsichtsrats vorgestellt hatte.
Der Ausschuss habe sich einstimmig hinter die Pläne gestellt, die Kerkhoff am Freitag nach der Absage des Stahl-Joint-Ventures mit Tata Steel und der Konzernaufspaltung vorgestellt hatte. Auch das Präsidium des Aufsichtsrats werde dem Kontrollgremium empfehlen, die Pläne Kerkhoffs bei der Sitzung am 21. Mai anzunehmen.
Umbau unvermeidlich
Die Arbeitnehmervertreter stärkten dem Manager ebenfalls den Rücken. "Der Umbau von Thyssenkrupp ist leider unvermeidbar", betonte Grolms. "Mit der Grundlagenvereinbarung sind jetzt aber Mindeststandards für den fairen Umgang mit den Beschäftigten festgelegt." Beim möglichen Börsengang der Aufzugssparte habe sich Thyssenkrupp verpflichtet, eine in Deutschland gelistete Aktiengesellschaft zu gründen. Im Geschäft mit Autoteilen werde eine Führungsgesellschaft mit einem Aufsichtsrat gebildet. Damit sei die Mitbestimmung in allen Bereichen abgesichert. "Wenn in Zukunft Unternehmen verkauft oder verselbständigt werden sollen, muss in jedem Fall zunächst eine Fair-Owner Vereinbarung mit der IG Metall getroffen werden."
In die Diskussionen um die Zukunft des Traditionskonzerns mit rund 160.000 Beschäftigten schaltete sich auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet ein. Er pocht darauf, dass beim Umbau von Thyssenkrupp erzielte Einnahmen in den Konzern fließen. "Erlöse eines Börsengangs oder aus möglichen Veräußerungen müssen in die Zukunftsfähigkeit von Thyssenkrupp insgesamt investiert werden, damit der überwiegende Teil der Arbeitsplätze gesichert werden kann", sagte der CDU-Politiker nach einem Treffen mit Kerkhoff und Grolms in Essen.
Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff hatte am Freitag die Notbremse gezogen. Er legte sowohl die bei der EU-Kommission auf Widerstand gestoßenen Pläne für ein Stahl-Joint-Venture mit Tata Steel zu den Akten als auch die von ihm vorangetriebene Konzernaufspaltung. Stattdessen will er die Aufzugssparte zum Teil an die Börse bringen und die Kosten senken. 6000 der rund 160.000 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden, davon 4000 in Deutschland.