Von einem „sehr, sehr guten Jahr“ spricht Grawe-Generaldirektor Klaus Scheitegel. Die Grazer Wechselseitige (Grawe) konnte sowohl in Österreich als auch in der Gruppe (in 13 Ländern in Zentral-, Ost- und Südosteuropa vertreten) auf bereiter Front zulegen. Die Grawe AG steigerte ihr Vorsteuerergebnis (EGT) um 17,2 Prozent auf 70 Millionen Euro, die Grawe-Gruppe um 0,5 Prozent auf 161,1 Millionen Euro, wobei 88,3 Millionen Euro auf die Versicherungen und 72,8 Millionen Euro auf die Kreditinstitute entfielen. Othmar Ederer, Vorstandschef der Grawe-Vermögensverwaltung, verweist auch auf die Steigerungen beim Eigenkapital, das in der Gruppe um zehn Prozent auf 1,364 Milliarden Euro gewachsen ist.
"Über dem Markt gewachsen"
In Österreich lag das Prämienwachstum in der Schaden- und Unfallversicherung bei 5,7 Prozent, in der Lebensversicherung bei 2,6 Prozent. „Damit sind wir jeweils klar über dem Markt gewachsen“, betont Scheitegel. Insbesondere bei der Lebensversicherung, „die wir als Vorsorgeprodukt sehen“, mache sich „die konservative und nachhaltige Veranlagungsstrategie mit festverzinslichen Wertpapieren und wertstabilen Immobilien“ bezahlt. Mit einer Gesamtverzinsung von 2,75 Prozent liege man auch hier über dem Marktschnitt. Die von der EZB bestimmte Niedrigzinssituation sei freilich „weiterhin eine Herausforderung“, betont Ederer. In der gesamten Gruppe werden 4600 Mitarbeiter beschäftigt, die verrechneten Prämien erreichten einen Wert von 893,0 Millionen Euro - ein Plus von 5,4 Prozent. Davon entfallen laut Ederer 63 Prozent auf das Inlands- und 37 Prozent auf das Auslandsgeschäft. In der Republika Srpska (Bosnien-Herzegowina) wurde im Vorjahr mit der „Atos osiguranje“ mit Sitz in Bijeljina eine Gesellschaft zugekauft, die heuer voll in die Grawe-Gruppe integriert werde. Laut Ederer sei man „weiter offen für Wachstum durch Zukäufe“. Man wolle am derzeit laufenden Konsolidierungsprozess in Ost- und Südosteuropa teilnehmen, wobei ein Einstieg in einen völlig neuen Markt nicht geplant sei. Laut Scheitegel gehe es vielmehr um eine „Verdichtung in jenen Märkten, in denen wir schon vertreten sind“. Kfz-Versicherungen würde man mittlerweile vom Bodensee bis zum Schwarzen Meer anbieten.
Die gute Bilanzentwicklung verdanke man auch dem Umstand, „dass 2018 ein erträgliches Schadensjahr“ gewesen sei. Die Starkregenereignisse des ersten Halbjahrs konnten im zweiten Halbjahr gewissermaßen ausgeglichen werden. „Wir haben 2018 dennoch 380 Millionen Euro für insgesamt gut 190.000 Schadensfälle ausbezahlt“, so Scheitegel.Im Laufenden Jahr hat der Winter bisher einen Schaden von rund 2 Millionen Euro verursacht: "Die Schäden apern langsam heraus", so Scheitegel. Aber zum Vergleich: Eine einzige Hagelschneise könne an einem Tag einen Schaden von rund zwei Millionen Euro verursachen.
"Keine Bewegung und Bereitschaft der Politik"
Wenig erfreut zeigt sich Ederer über den Umstand, dass hinsichtlich eines gesetzlichen Rahmens für eine Naturkatastrophen-Versicherung von politischer Seite weiterhin keine Bewegung und Bereitschaft wahrnehmbar sei. Die Vorschläge des Versicherungsverbands würden seit 13 Jahren auf dem Tisch liegen. Hier gehe es vor allem um die Themen Hochwasser und Erdbeben, „die marktwirtschaftlich nicht beherrschbar sind“.