Die Modehandelskette Charles Vögele Austriaist pleite, 57 Filialen sperren zu, 394 Beschäftigte, darunter überwiegend Frauen, verlieren den Job. So weit, so bekannt, so traurig für die Betroffenen - doch wie geht es nun weiter? Bei der ersten Gläubigerversammlung am Montag wurde beschlossen, dass 16 Standorte kurzfristig - bis zu einem Monat - für einen Konkursabverkauf offen halten werden, wie Masseverwalter Norbert Scherbaum erklärt.
Die 16 Filialen befinden sich überwiegend in der Steiermark und in Wien, weiters in Niederösterreich, Salzburg und Tirol. Alle anderen sperren innerhalb der nächsten Tage zu.
Keine Chance mehr für Gutscheine
Gutscheine können laut Scherbaum nicht mehr eingelöst werden, allerdings "sind auch keine mehr im Umlauf". Sollte dennoch einer auftauchen, besteht - zumindest theoretisch - die Möglichkeit, den Gutscheinbetrag im Konkursverfahren bei Gericht als Forderung anzumelden. Praktisch ist davon eher abzuraten. Bei der Forderungsanmeldung wird nämlich eine pauschale Gebühr in der Höhe von 23 Euro fällig, außerdem ist die Chance, dass die Forderung beglichen wird, sehr gering.
"Die Aktiva, die in die Masse fließen, sind sehr überschaubar", sagt Gläubigerschützer Markus Graf vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV). Insgesamt rechnet er in diesem Konkursverfahren mit 600 Gläubigern, die Dienstnehmer inklusive. Dazu kommen institutionelle Gläubiger wie Sozialversicherung, Finanzamt und Gemeinden. Relativ gering sei die Zahl der Lieferanten, denn die meisten lieferten Ware nur noch unter Eigentumsvorbehalt.
Miller & Monroe wollte Vögele übernehmen
Fast wäre der Verkauf von Vögele Austria geglückt - aber eben nur fast. Der Kaufvertrag war bereits fertig, wurde aber wieder rückabgewickelt, da der potenzielle Käufer Probleme hatte, die Filialen, die man sukzessive übernehmen und unter eigener Marke weiterführen wollte, mit Ware auszustatten.
Wie die Kleine Zeitung nun in Erfahrung bringen konnte, handelte es sich bei diesem Kaufinteressenten um Miller & Monroe, einem Tochterunternehmen des niederländischen Modekonzerns Victory and Dreams. Der Name Miller & Monroe bezieht sich auf das einsitge Hollywood-Traumpaar Arthur Miller und Marylin Monroe, die Zielgruppe der Kette sind Männer und Frauen über 40 Jahre.
Bereits 2018 Interessent
Miller & Monroe ist im Zusammenhang mit Vögele keine Unbekannte. Denn bereits im ersten Insolvenzverfahren von Vögele Austria 2018 waren die Niederländer einer von zwei Kaufinteressenten, den Zuschlag erhielt allerdings der Restrukturierungsspezialist GA Europe. Unter GA Europe schrumpfte Vögele in Österreich fast auf die Hälfte der Filialen und Mitarbeiter - eine Rettung war letztlich auch das nicht. Bereits ab November suchte GA Europe wieder einen Käufer für Charles Vögele Austria.
Wieder meldete Miller & Monroe Interesse an und unterzeichnete im November eine Absichtserklärung zur Übernahme der 57-Vögele-Filialen in Österreich. In Oberösterreich und Vorarlberg wurden 14 Filialen noch vor Weihnachten 2018 auf Miller & Monroe umgestellt, berichtet die Branchen-Plattform "Fashion United".
Miller & Monroe geht in Deutschland pleite
Doch ist zu bezweifeln, dass die Handelskette mit dem Eigentümer Miller & Monroe mehr Glück gehabt hätte. Das Unternehmen hatte zuletzt stark expandiert - und sich offenbar übernommen. Unter anderem waren Anfang 2018 in Deutschland 200 Vögele-Filialen übernommen und auf die Marke Miller & Monroe umgestellt worden. Im März 2019 die Überraschung: Die deutsche Muttergesellschaft von Miller & Monroe, Vidrea Retail, ist insolvent. Schlussakt: Ende Mai sollen alle deutschen Standorte von Miller & Monroe wieder schließen.