Die Charles Vögele (Austria) GmbH (CVA) brachte am heutigen Freitag beim Landesgericht Graz den Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens ein. Gründe seien Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit. Das gibt das Unternehmen in einer Aussendung bekannt. Es ist die zweite Pleite innerhalb eines Jahres.
Das Landesgericht hat das Verfahren eröffnet und Rechtsanwalt Norbert Scherbaum zum Insolvenzverwalter bestellt.
Über das Vermögen von CVA wurde bereits am 31.Juli 2018 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet, das mit gerichtlichem Beschluss vom 7. November 2018 durch einen rechtskräftig bestätigten Sanierungsplan aufgehoben wurde.
Kauf platzte in letzter Minute
Im Zuge dieses Sanierungsverfahrens wurde das Filialnetz reduziert. Ziel war es, das Unternehmen mit Unterstützung des neuen Gesellschafters (der GA Europe/GAEBB Group aus den Niederlanden), der unter anderem die Warenversorgung im Umfang von 15 Millionen Euro sichergestellt hat, zu restrukturieren und für einen strategischen Partner mit einem langfristigen Interesse attraktiv zu machen. "Leider sind die Verkaufsverhandlungen trotz intensivster Bemühungen nunmehr gescheitert, womit die kurz- und mittelfristige Warenversorgung für die verbleibenden 57 Filialen nicht mehr im erforderlichen Ausmaß sichergestellt werden konnte", erklärt das Unternehmen.
Von den 57 Niederlassungen befinden sich neun in der Steiermark und eine in Kärnten (Völkermarkt), die meisten in Niederösterreich (14) und in Oberösterreich (11). Die folgende Grafik zeigt, wo wieviele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Konkurs betroffen sind - in der Steiermark sind es 100, in Kärnten 5.
"Der Kaufvertrag war bereits fix und fertig", erklärt eine Sprecherin für CVA der Kleinen Zeitung. Doch dann habe der Käufer nicht alle Bedingungen finanzieller Natur erfüllt, weshalb der Kaufvertrag habe rückabgewickelt werden müssen. "Bis Donnerstag hatte noch große Hoffnung geherrscht", so die Sprecherin.
394 Mitarbeiter verlieren den Job
Das Unternehmen soll nun im Zuge des Insolvenzverfahrens abgewickelt werden. Betroffen sind 394 Mitarbeiter, davon 30 in der Zentrale. Vorrangiges Ziel ist es, für die 394 Dienstnehmer durch die rasche Übertragung geschlossener bzw. zu schließender Filialen einen neuen Arbeitgeber zu finden. "Das hat Priorität", sagt die Unternehmenssprecherin.
Bereits bei der ersten Pleite vor weniger als einem Jahr waren etwas mehr als 300 Jobs gestrichen worden.
Der Liquidationsprozess werde nunmehr mit dem zu bestellenden Masseverwalter abzustimmen sein. Dann können Fragen geklärt werden, ob es einen Abverkauf gebe und was mit Gutscheinen passiert.
Sehr wahrscheinlich werden die Filialen aber rasch zusperren, da die Mittel nicht mehr vorhanden sind, um die Mieten für alle Standorte zu bezahlen. Die Beschäftigten haben ihre April-Gehälter erhalten, offen seien aber noch aliquote Sonderzahlungen ab Jänner.
In der Steiermark prüfen Soziallandesrätin Doris Kampus (SP) und das Arbeitsmarktservice die Einrichtung einer Stiftung, in der von der Kündigung betroffene Beschäftigte eine Weiterqualifizierung bekommen könnten, wie Kampus-Sprecher Martin Link der Kleinen Zeitung erklärt.
Wie hoch sind die Schulden?
An Aktiva sind rund 3,39 Millionen Euro vorhanden, die Schulden lassen sich auf Grund der erst gestarteten Sichtung der Rückstellungen noch nicht genau benennen. Die Gläubigerschützer Creditreform,KSV 1870 und AKV beziffern die Verbindlichkeiten mit 21,05 Millionen (davon 15,06 Millionen aus Rückstellungen für liquidationsbedingte Aufwendungen) und die Zahl der Gläubiger mit 360.
Der Anfang vom Ende
Die Charles Vögele Gruppe mit Sitz in der Schweiz (Pfäffikon) war 1955 gegründet worden und wuchs über Tochtergesellschaften auch in Deutschland, Österreich, Ungarn und Slowenien. "Die Gruppe war einer der größten Bekleidungs-Einzelhändler in Europa", fassen die AKV-Experten zusammen. Seit 2010 war Vögele mit massiven Umsatzverlusten konfrontiert, im Zuge einer Sanierung wurde die Muttergesellschaft in der Schweiz 2016 vom italienischen Modekonzern OVS samt Investoren übernommen.
Die Sanierung scheiterte aber und die frühere Alleingesellschafterin Sempione Fashion AG musste Konkurs anmelden. In der Folge schlitterte auch die Charles Vögele Austria Ende Juli 2018 in die Insolvenz.