"Haben Sie eine Kundenkarte?“ Jeder kennt die Frage an der Kasse. Die Mitgliedschaft, die Konsumenten Vorteile verspricht, ist zu einem beliebten Geschäftsmodell geworden. Weit verbreitet, sehen Konsumentenschützer die Kundenkarten kritisch. Sie „bringen richtig viel, aber nicht den Inhabern, sondern den Händlern“, warnt der Verein für Konsumenteninformation. Der Kunde werde mithilfe der preisgegebenen Daten analysiert und mit abgestimmten Marketingaktionen umgarnt. „Dadurch geben Verbraucher in der Regel mehr aus als gewollt“, so der VKI.
Im Schnitt fünf Kundenkarten pro Kopf
Doch lassen sich Konsumenten in Österreich gern umgarnen. Drei von vier Österreichern haben zumindest eine Kundenkarte, im Schnitt ist jeder mit fünf Stück ausgestattet. Der Rewe-Konzern hat sogar erhoben, dass Österreicher im Schnitt bis zu 14 Kundenkarten besitzen, aber keine weiteren herumtragen wollen, was ein triftiger Grund sei, keinen neuen Kundenklubs beizutreten.
Damit liefert sich Rewe die Auflage für die Präsentation am Donnerstag selbst. Aus der Taufe gehoben wird der „jö-Bonus-Club“ mit dem Ziel, das „größte Multipartnerprogramm und größter Kundenklub“ Österreichs zu werden. Mit an Bord sind neben den Rewe-Marken Billa, Merkur, Penny, Bipa und Adeg auch die OMV, Libro, Pagro, Interio und die Bawag.
"jö-Club" löst bestehende Karten ab
„Eine Kundenkarte für alles“, lautet das Motto. Marcel Haraszti, Chef von Rewe Österreich, kündigte bereits im Februar an, den unüberschaubaren „Aktionsdschungel“ im Lebensmittelhandel lichten zu wollen. So wird der „jö-Club“ alle bestehenden Kundenkarten der teilnehmenden Marken ablösen, wie etwa die Billa-Vorteilscard, die Bipa-Card und das „Friends of Merkur“-Programm.
Anmelden konnte man sich in den letzten Wochen bereits in den Rewe-Märkten und auf einer Webseite. Dort heißt es, dass Clubmitglieder bei ihren Einkäufen „Ös“ sammeln und dann entscheiden können, bei welchem „jö Partner“ die gesammelten „Ös“ gegen Vorteile eingelöst werden. Das sind Sofort-Vergünstigungen, Vorteilsbons (per Email, App oder nach Hause geschickt) und bis zu 20 Prozent Rabatt auf einen Einkauf im Folgemonat.
Payback wuchs in einem Jahr stark
Rewe und Co. treten im Rennen um den größten Kundenklub aber gegen starke Konkurrenz an. Vor einem Jahr startete Payback in Österreich und winkt seither mit Vorteilen bei einer großen Zahl an Partnern. Waren es zum Start 40, seien es mittlerweile 100, so Payback. Im stationären Handel sind das unter anderem BP, Drogeriemarkt, Fressnapf oder die Restaurantkette Nordsee, online zählen die AUA, Otto, Deichmann und viele weitere dazu. Das System: Pro ausgegebenem Euro werden Punkte gutgeschrieben, die Punkte können wieder in Rabatte umgewandelt werden. Laut Payback gebe es schon 2,5 Millionen Kartennutzer in Österreich.
Nicht alle machen mit
Der Kampf um die Stammkunden findet vor dem Hintergrund eines hoch konzentrierten Lebensmittelhandels mit einer hohen Filialdichte statt. Die Rabattschlacht habe sich zuletzt zugespitzt, beobachten Experten. Dabei setzen nicht alle Großen auf Kundenkarten. Spar, beim Marktanteil in Österreich knapp hinter Rewe auf Platz zwei, bleibt bei seinen Rabattmarken und den 25-Prozent-Aufklebern. Das Geld, das eine Kundenkarte koste, wolle man lieber gleich in günstige Preise investieren.