Österreichische Firmen haben im vergangenen Jahr weltweit 11.227 Patente angemeldet. Nach rund 12.000 im Jahr 2017 liege das "in der Schwankungsbreite", sagte Patentamtsdirektorin Mariana Karepova am Montag in Wien. Während sich klassische Wirtschaftsbereiche wie der Maschinenbau "hervorragend" entwickeln, brauche es mehr Dynamik in Zukunftsbereichen, so Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ).
Insgesamt liegt Österreich bei Patentanmeldungen im EU-Vergleich auf dem sechsten und weltweit auf dem elften Platz. Mit Frankreich, Großbritannien oder Italien lasse man immerhin drei große europäische Länder hinter sich. Es machen ihm aber Sorgen, wenn man sehe, dass die europäische Dynamik "in den letzten drei bis vier Jahren etwas nachgelassen" habe, so Hofer bei der Präsentation des Jahresberichts des Patentamtes. Mit der Entwicklung der Patenzahlen aus China, Indien oder Israel könne Europa nicht mehr schritthalten.
Es gelte daher "die Weichen in die richtige Richtung zu stellen". Geht es nach Hofer sind das vor allem die Zukunftsmärkte Energie-Speichertechnologien, Künstliche Intelligenz (KI) und Autonomes Fahren. In letzterem Bereich kämen beispielsweise nur rund ein Drittel der Patente aus Europa. Österreich liege hier zwar im internationalen Vergleich "sehr gut". Angesichts der Entwicklungen in Asien müsse Österreich mehr, "gute Forschungsergebnisse einfahren und diese auch weltweit mit Patenten sichern".
Oberösterreich vor Steiermark
Beim Österreichischen Patentamt wurden im vergangenen Jahr 2.744 Patente angemeldet und 1.710 Erfindungen patentiert. Die meisten Anmeldungen (583) kamen wie auch in den vergangenen Jahren aus Oberösterreich, gefolgt von der Steiermark (479) und Wien (441). Gemessen an der Bevölkerung sei aber die Patentdichte in Vorarlberg am höchsten, so Karepova. Erfindungs-Spitzenreiter ist wieder AVL List (182 Erfindungsanmeldungen) vor Julius Blum (67) und der Firma Tridonic (53). Auf Rang sieben findet sich mit der Technischen Universität (TU) Wien die erste Institution aus dem akademischen Bereich (33 Anmeldungen).
"Notorisch untergeschützt" seien jedenfalls KMU, Start-ups und beispielsweise universitäre Spin-offs, sagte Karepova, die hier aber ein zunehmendes Interesse an des Services des Patentamtes ortet. Durch die von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG vergebenen "Patent.Schecks" sei man etwa mit 250 Unternehmen in Verbindung getreten, die nicht zu den "Profis" in Sachen Patente zählen.
Für letztere sei das Patentamt ein wichtiger erster Anlaufhafen, "vor der Runde im Ausland", sagte AVL List CEO Helmut List. Mitentscheidend sei die Geschwindigkeit bei der Abwicklung. Hier liege das Patentamt im internationalen Vergleich gut.
KMU brauchen Beratung
Etwas anders sind die Bedürfnisse junger und kleinerer Unternehmen, wo es vielfach auch um Beratung gehe, wie der Gründer der Firma Enpulsion, Alexander Reissner, sagte. Mit einem Antrieb für Kleinsatelliten habe man es im zweiten Geschäftsjahr zum "Weltmarktführer" in einem kleinen, aber wachsenden Markt gebracht. Seitens des Patenamtes sei man etwa auch dahin gehend beraten worden, welches Wissen man aus Gründen der Geheimhaltung vielleicht nicht patentieren lassen sollte, sagte Reissner.
Weniger um Hightech-Fragen drehte sich der Beratungsprozess bei Michael Reitinger, Geschäftsführer der Firma Frend. Für seine Unternehmung sei der Kontakt zu den Experten trotzdem zum "absoluten Gamechanger" geworden, so der Erfinder einer faltbaren Scheibtruhe.
Abseits der Erfindungen haben Österreichische Firmen im Vorjahr fast 6.000 Marken beim Patentamt angemeldet - ein Plus von sieben Prozent gegenüber 2017. Mit 1.872 Anmeldungen lag Wien hier deutlich vor Niederösterreich (803) und Oberösterreich (700).
Großer Abstand zur Spitzengruppe
Bereits 2011 wurde das Ziel definiert, dass Österreich bis 2020 in die Gruppe der führenden Innovationsländer vorstoßen soll. Seither sei vieles in diesem Bereich geschehen, konstatiert der Forschungsrat (RFT) in seinem neuen "Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs". Doch der Abstand zur Spitzengruppe sei gleich geblieben, Österreich werde sein Ziel nicht erreichen.
Seit 2012 bewertet der Forschungsrat auf Wunsch der Regierung jährlich die Performance Österreichs anhand von 74 Indikatoren u.a. in den Bereichen Bildung, Forschung, Innovation, Gründungsdynamik oder Forschungsfinanzierung. In seinem aktuellen, am Montag in Wien präsentierten Bericht zeigt das Beratungsgremium nun, dass Österreich nur in einem Drittel dieser Indikatoren sein Ziel erreichen wird, bei zwei Drittel agiert das Land unter dem Niveau der Innovations-Leader. 47 Prozent der Indikatoren weisen seit 2012 eine Verbesserung auf, das reiche aber nicht, um den Abstand zur Spitzengruppe zu verringern.
Hohe Forschungsausgaben
"Wir werden das Ziel, Innovationsführer zu werden, nicht erreichen und nicht einmal in die Gruppe der Innovations-Leader - die meisten davon kleine Länder - vorgedrungen sein", sagte Forschungsratschef Hannes Androsch bei einer Pressekonferenz. Dabei sei "einiges vorangegangen", betonte er und verwies unter anderem auf eine Forschungsquote von 3,19 Prozent. Dieser Anteil der Forschungsausgaben am BIP sei der zweithöchste in Europa hinter Schweden.
Doch der hohe Input ist nur eine Seite der Medaille, das Problem sei, dass Österreich beim "Output seine Topposition nicht halten kann". Vielmehr erreiche das Land - so wie schon 2011 - nur Rang zehn im European Innovation Scoreboard (EIS), in dem die Innovationsperformance der EU-Ländern gemessen wird. Nach zwischenzeitlicher Verbesserung ist man in dem Ranking wieder zurückgefallen. "Es reicht nicht, eine gute Mannschaft aufzustellen, man muss auch Tore schießen", so der Geschäftsführer der RFT-Geschäftsstelle, Ludovit Garzik.
Es könne also nur an der Umsetzung liegen, meinte Androsch und kritisierte in diesem Zusammenhang die Verschiebung des Forschungsgipfels der Regierung. Deren Pläne seien durchaus zu begrüßen, doch die notwendigen Ressourcen dafür würden fehlen. Nur so habe man Chancen, zu den Innovation-Leadern aufzuschließen, es sei möglich, die anderen kleinen Länder wie die Schweiz, Dänemark oder Schweden hätten das längst bewiesen.