Die Aktionäre der Bayer AG haben der Führungsspitze des Agrarchemie- und Pharmakonzerns bei der Hauptversammlung das Misstrauen ausgesprochen. 55,5 Prozent des anwesenden Grundkapitals stimmten in Bonn gegen eine Entlastung des Vorstandes und des Aufsichtsrates.
Für Konzernchef Werner Baumann ist das ein herber Rückschlag: 2018 war der Vorstand noch mit rund 97 Prozent entlastet worden. Baumann hatte die umstrittene Übernahme des US-Konkurrenten Monsanto im vergangenen Jahr durchgezogen - aus Sicht zahlreicher Großaktionäre war dies eine schlechte Entscheidung, auch weil durch eine Klagewelle in den USA hohe Schadenersatzzahlungen drohen.
Die Aktie des Traditionsunternehmens ist seit Langem im Keller, durch die Kursverluste haben Aktionäre Vermögenseinbußen hinnehmen müssen. Baumann verteidigte die Übernahme des US-Konkurrenten für rund 63 Milliarden Dollar als richtig und betonte, der Kauf werde sich auf lange Sicht auszahlen. Manche Aktionäre befürchten dagegen, dass Bayer selbst aufgekauft und zerschlagen werden könnte.
Stühlerücken an der Konzernspitze?
Ob Baumanns Stuhl nun wackelt, ist offen. Viele Kritiker hatten zwar die Entlastung verweigert, verstanden dies aber eher als Denkzettel. Aktionärsvertreter Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka, die zu den größten Anteilseignern von Bayer zählt, wies trotz seiner Kritik am Monsanto-Deal darauf hin, dass ein Stühlerücken an der Konzernspitze "das Chaos noch vergrößern" würde.
Der Aufsichtsrat gab dem Konzernlenker nach einer eilig einberufenen Sitzung am frühen Samstagmorgen demonstrativ Rückendeckung. Man stehe "geschlossen hinter dem Vorstand", hieß es von Seiten des Kontrollgremiums. Man werde den Vorstand dabei "unterstützen, das Vertrauen der Aktionäre und weiterer Stakeholder in das Unternehmen und seine Strategie schnellstmöglich und vollständig wieder zurückzugewinnen".