Drei Jahre nach dem Skandal um das explosionsgefährdete Galaxy Note 7 droht dem südkoreanischen Technologieriesen Samsung ein weiterer harter Image-Schlag im Smartphone-Geschäft. Nur wenige Tage vor dem geplanten Verkaufsstart seines neuen 2.000-Dollar-Flaggschiffs Galaxy Fold erklärte der Konzern, an dem Gerät seien "weitere Verbesserungen" nötig.
Grund sind Probleme mit den Bildschirmen der aufklappbaren Smartphones. In den vergangenen Tagen hatten US-Journalisten, die im Voraus Testexemplare des Falt-Handys erhielten, von Problemen mit den Displays schon nach relativ kurzer Nutzungsdauer berichtet, darunter gebrochene oder defekte Bildschirme. Erste Analysen hätten ergeben, dass diese Probleme mit Stoßwirkungen auf die Drehgelenke des Galaxy Fold zusammenhingen, erklärte Samsung am Montag. Nun sollten Maßnahmen ergriffen werden, "um den Schutz des Bildschirms zu verstärken".
Zu wenig Informationen
Technologie-Analyst Rob Enderle kritisierte, Samsung habe den Testern nicht genügend Informationen gegeben - unter anderem dazu, dass eine als permanenter Schutz gedachte Folie auf dem Display nicht entfernt werden dürfe. Dies sei für einen Konzern dieser Größe "vermeidbar" gewesen.
Samsung erklärte nun, neben den Verbesserungen sollten auch die Erklärungen zum Umgang mit dem Bildschirm und der Schutzschicht auf dem Display verbessert werden. Angesetzt war der Verkaufsstart eigentlich für diesen Freitag. Ein neuer Termin soll nun in den kommenden Wochen verkündet werden - wann genau ist bisher allerdings unklar.
Samsung hatte fast acht Jahre an der Entwicklung des Galaxy Fold gearbeitet und das Falt-Handy bei der Präsentation im Februar als "einzigartiges Luxusgerät" gepriesen. Zum Verkaufsbeginn sollte das Handy ab 1.980 Dollar kosten (1.760 Euro).
Verbraucher warten mit Austausch
Damit will der Konzern einerseits ein Rufzeichen bei Technikenthusiasten setzen und zugleich im Windschatten dieser Demonstration der eigenen Innovationsfähigkeit durch eine Auffrischung anderer Galaxy-Modelle auch im Massenmarkt punkten. Zuletzt hatte der immer stärker gesättigtere Smartphone-Markt geschwächelt - vor allem weil viele Verbraucher mit dem Austausch ihres Geräts gegen ein neues immer länger abwarten.
Das Scheitern eines als "Lichterscheinung" konzipierten Produkts könne nun die Strahlkraft der Marke trüben und die potenziellen Käufer zur Konkurrenz treiben, mahnte Enders. "Wenn ein solches Lichtgestalt-Produkt durchfällt, glauben die Leute nicht mehr, dass du Qualität herstellst." Davon profitieren könne nun Huawei aus China - hinter Samsung und vor dem iPhone-Hersteller Apple zweitgrößter Smartphone-Hersteller der Welt. Der chinesische Konzern steige auf "wie eine Rakete".
Kein Verkaufsmagnet
Analystin Carolina Milanesi von Creative Strategies sagte der Nachrichtenagentur AFP hingegen, sie erwarte keinen großen Rückschlag für Samsung, wenn sich die Fold-Verschiebung zeitlich in Grenzen halte - denn für die Verkaufszahlen seien hier ohnehin keine großen Impulse zu erwarten.
Für viel bedeutsamer hält sie die Modelle des Konzerns, die den neuen Hochgeschwindigkeits-Mobilfunkstandard 5G unterstützen. "5G ist zwar noch in den Kinderschuhen, aber das sind die Produkte, die für Samsung heuer den Unterschied machen werden", sagte sie.
Auch Milanesi hatte eines der Fold-Testgeräte, das nach ihren Angaben auch in mitunter chaotischen Situationen problemlos funktionierte. Zugleich sei ein Test für Falt-Handys abseits des Labors "in der freien Wildbahn" deutlich schwieriger, sagte sie mit Blick auf Herausforderungen für die Smartphones etwa durch enge Hosentaschen, fettiges Essen oder verschütteten Kaffee.
Analyst Kim Dae Ho vom Institute for Global Economy sieht Samsung indes vor seiner "größten Prüfung aller Zeiten". Wenn das Fold-Problem nun schnellstmöglich identifiziert und behoben werde, werde der Konzern auch das Vertrauen der Verbraucher wiedererlangen. Samsung stehe deshalb nun am "Scheideweg des Schicksals".