Es fällt wohl nicht in die Kategorie „Übertreibung“, die Suche nach einem neuen Bankpartner für die Postfilialen als „schwere Geburt“ zu qualifizieren. Die Bawag hatte bereits im Oktober 2017 – kurz vor dem damaligen Börsengang – via Investorenprospekt angekündigt, den langjährigen Kooperationsvertrag mit der Post AG zu kündigen. Der Ausstieg ist für Ende 2019 vorgesehen.
Am späten Montagabend ging die langwierige Suche der Post nun aber doch erfolgreich zu Ende. Bei einer Sonderaufsichtsratssitzung wurde beschlossen, dass man in Sachen Finanzdienstleistungen in Zukunft mit der Grawe-Bankengruppe kooperieren wird. Konkret ist vorgesehen, dass die Post 80 Prozent an der Grawe-Bank Brüll Kallmus mit Sitz in Graz übernimmt. Und zwar im Zuge einer Kapitalerhöhung, über die von der Post 56 Millionen Euro eingebracht werden.
Bank, auf die auch Franz Lehár vertraute
Flächendeckendes Angebot als Ziel
Die Partnerschaft vereine „die Vertriebsstärke der Österreichischen Post über ihr landesweites Netz mit dem Bank- und Versicherungs-Know-how der Grawe-Gruppe“, wird betont. Gemäß Planung sollen dann „im Laufe des Jahres 2020 Finanzdienstleistungen angeboten werden. Ziel sei es, „sowohl online als auch physisch präsent zu sein“. Das Netz der Post mit ihren 1800 Geschäftsstellen (eigene Filialen und Post-Partner) sei „eine hervorragende Basis dafür“. Ziel ist ein flächendeckendes Dienstleistungsnetz. Details zum Marktauftritt und zum konkreten Leistungsangebot „werden zu gegebener Zeit berichtet“, hieß es gestern. So viel wird aber bereits angekündigt: „Das Geschäftsmodell wird fokussiert und risikoavers gestaltet und Dienstleistungen rund um Konto und Zahlungsverkehr enthalten.“ Finanzdienstleistungen weiterer Partner sollen das Angebot „abrunden“. Die ersten drei Jahre werden jedenfalls im Zeichen von Anlaufkosten stehen, danach werde mit positiven Ergebnisbeiträgen gerechnet. Die Übernahme stehe noch unter Vorbehalt der aufsichtsbehördlichen Genehmigungen, entsprechende Verfahren wurden bereits eingeleitet.
Langwierige Suche geht zu Ende
Für die Post geht damit eine intensive Partnersuche zu Ende. Mehrmals sah man sich dabei bereits am Ziel. Doch weit gediehene Verhandlungen mit der Volksbank scheiterten kurz vor dem „Zieleinlauf“ am Veto westösterreichischer Volksbanken. Im Dezember des Vorjahres platzte dann ein eigentlich bereits fixiertes Joint Venture mit der deutschen Fintech Gruppe. Ein Rückschlag, der letztlich sogar einen Sonderaufsichtsrat samt Umbau im Vorstand (Verkleinerung von vier auf drei Vorstände) nach sich zog.