60,8 Milliarden Euro Umsatz, 335.000 Beschäftigte: Der Einzelhandel ist eine der größten und umkämpftesten Branchen im Land. Das stellt die zum zweiten Mal erschienene Studie des Handelsverbands – „Austrian Top 100 Retailers“ – einmal mehr unter Beweis.
Sie ist das einzige Ranking, das branchenübergreifend die tatsächlichen Größen- und Machtverhältnisse im täglichen Einkauf offenlegt. Auslandsumsätze wurden herausgerechnet und die Zahlen, die der Kreditschützer KSV 1870 und die Unternehmen selbst lieferten, beziehen sich auf 2017.
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Deutschland ist stark im heimischen Handel
Ein Blick auf die Grafik zeigt, dass die Handelsriesen oft von Deutschland aus gesteuert werden. Unter den größten zehn befinden sich fünf (Rewe, Lidl, Mediamarkt-Saturn, dm, OBI) mit deutschen Eigentümern, auch Hofer hat enge Verbindungen dorthin. Der US-Riese Amazon schaffte es mit 11,4 Prozent mehr Umsatz zum ersten Mal unter die Top 10 in Österreich.
Lebensmittel. Das größte Stück vom Kuchen. Mehr als jeder dritte Handelseuro, insgesamt 22,7 Milliarden, geht da hinein. Die Größenverhältnisse sind nach den seit Kurzem vorliegenden Zahlen von 2018 nicht mehr ganz so klar wie 2017. Rewe (mit Billa, Merkur, Penny, Adeg) bleibt zwar vorne, Spar hat beim Marktanteil aber Boden gutgemacht. Einzementiert dahinter der Diskont-Primus Hofer vor Lidl, die Tiroler Kette MPreis behauptet sich auf dem fünften Platz. Der Onlineanteil steigt, ist mit 1,5 Prozent aber vergleichsweise niedrig.
C&A überholte H&M
Mode und Schuhe. Im Gegensatz zur Kleidung. Da stieg der Onlineanteil auf fast ein Fünftel des Umsatzes in der Höhe von 11,4 Milliarden Euro. 23 Modehändler sind unter den Top 100, C&A mit 427,4 Millionen verdrängte H&M (401,7) von der Spitze. Auf Platz drei ist Peek & Cloppenburg, dahinter gilt Primark, knapp hinter Kik, als Aufsteiger. Kastner & Öhler (146,27 Millionen Umsatz) rutschte von 6 auf Platz 7 der Modehäuser, gesamt liegt das Familienunternehmen auf Rang 39.
Einen Wechsel an der Spitze gab es auch bei Schuhen und Lederwaren, da überholte ZalandoDeichmann und Leder & Schuh.
Möbel. Bei gesamt 5,7 Milliarden Umsatz sind die Größenverhältnisse klar, XXXLutz beherrscht den Markt vor Ikea und Kika. Aber summiert man Kika und Leiner von René BenkosSigna-Gruppe, so entsteht mit 818 Millionen Euro Umsatz eine neue Nummer zwei.
Heiß umkämpfter Sportmarkt
Sportartikel. Ein umfehdeter Markt an der Milliarden-Umsatz-Grenze, auf den zuletzt neue Anbieter (Decathlon, XXL Sports) drängten. „Eigentliche Nummer 1“, so der Handelsverband, sei die Händlergemeinschaft Sport 2000 (mit der Gigasport kooperiert) mit 487 Millionen Umsatz. Intersport erzielt 444,7 Millionen, Hervis 270, Sports Direct sackte um 33 Millionen auf 105,3 ab, während Blue Tomato von 52 auf 81,15 Millionen stark zulegte und Gigasport (76,5) überholte.
Onlinehandel. Das spielt eine immer größere Rolle. Bis zu neun Prozent der Konsumausgaben gehen über das Netz, am öftesten im Bereich der Bücher und Zeitschriften. Der 1,9-Milliarden-Markt hat 27,4 Prozent Onlineanteil.