In die jahrelange Debatte um die Öffnungszeiten im Handel kommt wieder Bewegung. Die derzeitige Regelung sei eine "künstliche Protektion, die der Marktlogik widerspricht", sagte Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz des Handelskonzerns. Er wünscht sich eine Ausweitung der Öffnungszeiten von 72 auf 76 Stunden pro Woche. Der Sonntag hingegen sei heilig.
Der Wunsch ist nicht neu, doch bisher stieß der Rewe-Konzern in Österreich auf taube Ohren. Zu stark ist die Lobby der Gegner einer Ausweitung der Öffnungszeiten - und diese reicht von Gewerkschaft bis Wirtschaftskammer. "Wir müssen nicht konform gehen mit der Haltung von Institutionen. Wir müssen uns nach unseren Kunden richten", sagte der Rewe-Manager.
Nachbarländer mit anderen Regeln
Die Lebensformen hätten sich geändert und es gebe immer mehr Pendler. Zudem sei Österreich keine Insel der Seligen, sondern es gebe Nachbarländer wie Ungarn oder Tschechien, in denen andere Bedingungen herrschten, sowie Amazon, der seinen Zugang auch nicht zu einer bestimmten Uhrzeit sperre, so Haraszti.
Konkret wünscht sich Haraszti einheitliche Öffnungszeiten bei Billa, Merkur & Co von 7 Uhr bis 20 Uhr unter der Woche und bis 18 Uhr samstags. Derzeit machen manche Geschäfte um 7.20 Uhr auf, andere um 7.30 Uhr. Auch die Schließzeiten sind nicht einheitlich. "Wir würden durch die Ausweitung 500 Arbeitsplätze schaffen", sagte der Rewe-Österreich-Chef. Nicht antasten will Haraszti hingegen den Sonntag. Dieser sei heilig.
Ob Haraszti bei seinem Wunsch nach einer Ausweitung der Öffnungszeiten Unterstützung von Konkurrent Spar bekomme? "Eher nicht", sagte er. Auch die Wirtschaftskammer, die die Interessen vieler kleiner Händler genauso vertritt wie der großen Handelsketten, hat sich zuletzt immer dagegen ausgesprochen. Dennoch sei ein gewisser Optimismus immer gut, findet Haraszti.