Die chinesische Industrie bekommt im Zuge der Konjunkturabkühlung die nachlassende Nachfrage im In- und Ausland zu spüren. In den ersten beiden Monaten des Jahres brachen die Gewinne so sehr ein wie noch nie seit Reuters mit der Aufzeichnung der Werte im Oktober 2011 begann. Das geht aus am Mittwoch veröffentlichten Daten der Nationalen Statistikbehörde hervor.
Demnach gingen die im Jänner und Februar eingefahrenen Gewinne der chinesischen Industriefirmen auf Jahressicht um 14 Prozent zurück auf umgerechnet 93,67 Milliarden Euro. Schon Anfang des Monats hatte Chinas Ministerpräsident Li Keqiang ein Wachstumsziel von nur mehr 6 bis 6,5 Prozent ausgegeben.
Geringster Anstieg seit 1990
2018 hatte sich das Plus in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auf 6,6 Prozent abgeschwächt, der geringste Anstieg seit 1990 in dem lange Zeit von zweistelligen Zuwachsraten verwöhnten Schwellenland. Dass die Regierung nun wieder auf das Rezept massiver Konjunkturhilfen setzt, unterstreicht laut ING-Bankenökonomin Iris Pang den Ernst der Lage: "Wenn man nicht krank ist, nimmt man eigentlich nicht so viele Arzneien auf einmal ein."
Massiven Steuersenkungen und Investitionen könnten laut China-Expertin Shi-Kupfer bei der Stabilisierung der Konjunktur zwar helfen. Allerdings greife China immer wieder auf das bekannte Schema zurück, durch staatliche Investitionen das Wachstum anzuschieben.
"Reformen der Staatsunternehmen notwendig"
Doch nichts deute darauf hin, dass die Führung auch die strukturellen Defizite des Wirtschaftsmodells in Angriff nehmen wolle: "Es wäre insbesondere eine Reform der maroden und oftmals ineffizienten Staatsunternehmen nötig sowie ein struktureller Abbau der massiven Verschuldung." Dem DIHK zufolge werden die strukturellen Probleme "allenfalls behutsam" angegangen. Dafür müssten China und auch die Weltwirtschaft noch einen Preis bezahlen, den aber noch niemand kenne, so Treier.