Durchschnittlich rund 12,5 Kilogramm Joghurt isst jeder EU-Bürger im Jahr. In China sind es lediglich 6,8 Kilogramm. Doch schon vor Jahren hat die Kommunistische Partei beschlossen, die Chinesen zu Milchtrinkern zu machen. Und seitdem wächst der Markt Jahr für Jahr.
Vor allem Trinkjoghurts sind bei Chinesen beliebt. Bis 2023 rechnet man hier mit einem Plus von 7,9 Prozent pro Jahr. Mit dieser Aussicht hat der österreichische Agrarkonzern Agrana beschlossen, ein zweites Werk zu bauen.
In Österreich ist Agrana vor allem für den "Wiener Zucker" bekannt. Doch Zucker erzeugt der Agrarkonzern nur an zehn seiner 58 Standorte. Die meisten Fabriken stellen Fruchtsaft oder Fruchtzubereitungen her, verteilt auf 43 Standorte weltweit.
Was Agrana in Changzhou herstellt
Und genau diese Fruchtzubereitung soll nun auch in Changzhou, nordöstlich von Shanghai hergestellt werden. Das sind jene Obstteile, die sich im Joghurt finden oder im Fruchteis. Mehr als ein Drittel des Umsatzes, konkret rund eine Milliarde Euro, macht das Unternehmen in diesem Bereich.
22 Millionen Euro nahm die Agrana dafür in die Hand. Auf knapp 11.000 Quadratmetern Fläche stellen rund 59 Mitarbeiter künftig gut 10.000 Tonnen Fruchtteile für Joghurts her. Bis 2023 soll die Kapazität auf 30.000 Tonnen ausgeweitet werden. Es ist das zweite Werk dieser Art in China. In Dachang, nahe bei Peking, verlassen bereits 32.000 Tonnen pro Jahr die Fabrik.
Lebensmittelskandale
Geliefert wird an die großen chinesischen Molkereikonzerne Yili und Mengniu. Nach mehreren Lebensmittelskandalen wollen die Konzerne ihr Image verbessern und werben mit Qualität. Ein Hersteller wie die Agrana, die nach österreichischen Standards arbeitet, kommt hier sehr gelegen. Außerdem liegt der Marktanteil des Konzerns in China bei über 60 Prozent.
"Die Eröffnung eines Werkes in der Region Shanghai war daher der logische Investitionsschritt zur Stärkung der Marktführerschaft", erklärt Agrana-Vorstand Stephan Büttner bei der Eröffnung. "Hier sind viele unserer Kunden", ergänzt Johannes Kleppers, CEO von Agrana-Fruits. Lange Transportwege zahlen sich finanziell nicht aus. Außerdem ist Obst ein Naturprodukt, das lange Fahrten im Lkw nur schlecht verträgt. Und Qualität ist hier schließlich das Verkaufsargument Nummer Eins.
Roman Vilgut