Bevor die nüchternen Zahlen präsentiert werden, wird es emotional bei der Bilanzpressekonferenz des deutschen Energieversorgers Innogy. "Ich bin froh, dass ich nach dem schrecklichen Säureattentat vor einem Jahr heute hier wieder Schulter an Schulter mit Bernhard Günther stehe", sagt Vorstandschef Uwe Tigges in Richtung seines Finanzchefs. Günther sind die Folgen des Angriffs noch anzusehen.
Er trägt eine getönte Sonnenbrille und ein schwarzes Band um die Stirn. "Ich freue mich hier zu sein", sagt der 52-Jährige. Das sei "vor einem Jahr alles andere als klar gewesen". Es ist am Mittwoch der erste öffentliche Auftritt des Managers seit der Attacke.
Täter sind nach wie vor auf der Flucht
Günther kam an einem Sonntagvormittag im März 2018 vom Joggen zurück. In der Nähe seines Wohnhauses im Düsseldorfer Stadtteil Haan überfielen ihn zwei Unbekannte, warfen ihn zu Boden, schütteten ihm Säure ins Gesicht und flohen. Der 52-Jährige erlitt schwere Verletzungen. Rettungskräfte brachten ihn mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik. Er schwebte zeitweise in Lebensgefahr - und kehrte wenige Wochen später an seinen Arbeitsplatz zurück.
Der bisher ungeklärte Fall schlug deutschlandweit hohe Wellen. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal stellte im September 2018 die Ermittlungen vorerst ein. Neue Hinweise gab es zumindest, nachdem Innogy im November eine Belohnung von bis zu 80.000 Euro aussetzte. Diese würden geprüft, sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Ein Durchbruch sei aber noch nicht gelungen.
Der Manager hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Täter noch gefunden werden. "Ich fände es schwer erträglich, wenn dieser Fall tatsächlich unaufgeklärt bleiben sollte - sowohl von meinem Gerechtigkeitsgefühl her als auch für die Sicherheit meiner Person und meiner Familie", sagte er der "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (Donnerstag). Für die Heilung der Verletzungen brauche er Geduld. Damit sei ein Manager aber nicht unbedingt reich gesegnet.