„Wo steht Kärnten in dieser Welt?“, fragte Moderator Adolf Winkler, Chefredakteur-Stellvertreter der Kleinen Zeitung, zu Beginn des Konjunkturforums das Publikum. Winkler gratulierte den Gästen dazu, dass Kärnten 2017 und 2018 das höchste Wachstum innerhalb Österreichs erzielte.

RLB-Vorstand Peter Gauper eröffnete das 26. Konjunkturforum, das Raiffeisen in Kooperation mit der Kleinen Zeitung veranstaltet und im Casineum Velden stattfindet.

Heimatland als Zukunftsland

Im Mittelpunkt steht dabei „das Baby“, wie Gauper die 1,6-Milliarden-Investition in Villach nannte. „Es ist ein Statement für Europa“, sagte der RLB-Chef. „Wir haben das Anlass gewählt, um über unser Heimatland Kärnten als Zukunftsland zu sprechen“ und wie es in Zukunft noch attraktiver gemacht werden kann. „Dieser Standort hat mehrfach Potenzial“, so Gauper. „Die qualitative Verbesserung der Bildungseinrichtungen, eine Kultur der Wirtschaftsfreundlichkeit, Eindämmen der Bürokratie, Verkehrs- und Datennetze und eine unternehmerfreundliche Gesinnung zu leben“, nannte Gauper als wesentliche Aufgaben auf der Kärnten-Agenda.

Standortbestimmung

Thomas Spann, Geschäftsführer der Kleinen Zeitung, sieht das Konjunkturforum als Standortbestimmung für Kärnten. „In Wahrheit steht jeder Unternehmer im harten internationalen Wettbewerb – es ist ein Wettbewerb der Standorte.“ Jeder am Standort Infineon geschaffene Arbeitsplatz werde weitere drei Arbeitsplätze in Kärnten schaffen, sagte Spann.

Keine Wiederaufnahme der Anleihekäufe

Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek hält eine Wiederaufnahme der Anleihekäufe durch die EZB nicht für wahrscheinlich. Warum die EZB so viele Milliarden in Umlauf setzt, die gar nicht benötigt werden? "Um den Entschuldungsprozess der Staaten und Banken, die auf faulen Krediten sitzen, auf die Sprünge zu helfen."

Herlitschka über den Fabrikneubau

Hauptreferentin ist Infineon-Chefin Sabine Herlitschka, deren Ausführungen jetzt im Livestream zu verfolgen sind.

40.100 Mitarbeiter beschäftigt Infineon weltweit – im Bereich Energieffizienz-Anwendungen hält Infineon weltweit als Marktführer 20 Prozent Marktanteil, bei Automotive- und Sicherheitsanwendungen ist Infineon weltweit Nummer 2. Zehn Prozent der Beschäftigten arbeiten in Österreich, der Umsatz beträgt knapp 3 Milliarden Euro. 17 Prozent des Umsatzes, knapp 500 Millionen Euro, flossen 2018 in Forschung und Entwicklung. „Wir bedienen aus Österreich globale Märkte.“

Das Österreich-Headquarter in Villach bis 2021 wird um eine neue, vollautomatisierte Chipfabrik (1,6 Milliarden) und ein neues F&E-Gebäude (50 Millionen Euro, bis Anfang 2020) erweitert. Es ist die größte Investition Österreichs in den letzten zehn Jahren und die größte Baustelle der Branche in Europa. Allein die Bodenplatte, die für die Gigafabrik errichtet wird, ist 1,5 Meter dick.

Jeder von uns sei täglich mehrfach Kunde von Infineon, sei es am Handy oder im Auto, „ohne dass Infineon draufsteht", so Herlitschka.

"Statement für Europa"

In Europa gibt es gerade noch drei relevante Halbleiterunternehmen, darunter Infineon. Dominant sind die USA und Asien. „Deshalb ist es ein wesentliches strategisches Statement für Europa.“ Europa müsse auf seine Kompetenzen achten, warnt Herlitschka. So würden in China und USA ein Vielfaches an Patenten für Künstliche Intelligenz angemeldet verglichen mit Europa.

Internationales Umfeld

In den letzten zehn Jahren schuf Infineon 1600 Arbeitsplätze, die Hälfte davon in krisensicherer Forschung und Entwicklung. 1,3 Milliarden Euro Wertschöpfung werden in Kärnten generiert. Globale Geschäftsverantwortung wurde nach Kärnten verlagert. Das Umfeld ist international: Bereits jetzt kommt ein Viertel der Belegschaft aus 60 Nationen.

"Nicht von Infineon abhängig machen"

"Kärnten ist bereits ein Technologieland", sagte Herlitschka. Es müsse sich aber darauf vorbereiten, „sollte es Infineon einmal nicht so gut gehen“, und dürfe sich nicht von Infineon abhängig machen. „Es ist wichtig, den Fakten ins Auge zu sehen“, so die Infineon Austria-Chefin.

Was für und was gegen Kärnten spricht

Gegen Kärnten habe in der Entscheidungsphase bei der Standortsuche fehlendes Potenzial an Fachkräften, andernorts bessere Bildungseinrichtungen, die hohen Arbeitskosten, ein andernorts attraktiveres Clusterumfeld wie in Dresden und die dort ebenso vorhandene bessere Infrastruktur gesprochen.

Für Kärnten sprach Stabilität, Loyalität, positive Rahmenbedingungen und ein attraktives Steuerumfeld. „Wir müssen die Wettbewerbsbedingungen weiter verbessern", lautet die Schlussfolgerung Herlitschkas.

Kärnten soll zu den Top-Regionen weltweit gehören, sagt Herlitschka. Infineon bringe das Potenzial für einen Hochtechnologie-Standort Kärnten.

Herlitschkas Visionen für Kärnten

Herlitschka machte zum Abschluss einen Vorschlag, wie Kärnten „groß gedacht“ werden könne. Zu Ihren Visionen zählen vier Punkte:

  1. Kärnten soll DAS Bildungsland werden – etwa mit einem gemeinsamen Campus von FH und Uni mit 30.000 Studierenden, davon 40 Prozent international und 100.000 Bewerbungen jährlich. „30.000 ist viel, aber wenn Sie die beste Bildung anbieten, ist das möglich.“ Man spreche mit der FH und Uni über erste Schritte in diese Richtung.
  2. Kärnten solle DAS Innovationsland werden. Pro Jahr sollten in der Region 1000 Mitgliedsunternehmen mit 100.000 Mitarbeitern im Silicon Alps-Cluster zusammenarbeiten und 30.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, die Zuzug von jungen und top-ausgebildeten Arbeitskräften genieren.
  3. Kärnten solle DAS Modell für intelligente Mobilität sein. Mit einem flächendeckenden Verkehrsnetz auf 5G-Basis.
  4. Und Kärnten soll DAS Land der besten Ideen und Unternehmensgründungen werden. Etwa mit Unternehmensgründungen in nur 10 Tagen, 50 Unternehmensgründungen und –ansiedelungen pro Jahr als Kernpunkte dieser Überlegung.