Nach Karstadt, Kaufhof, Kika/Leiner und indirekten Anteilen an Kronenzeitung und Kurier, kauft René BenkosSigna mit der US-Firma RFR das Chrysler Building in Manhattan. Medien zufolge 90 Prozent Anteile um 150 Millionen Dollar. Signa gibt keine Stellungnahme ab. Wir fragten Thomas Guss, in New York arbeitender Wiener Immo-Experte, um eine Einschätzung des Deals.
Was ist vom jüngsten Coup von René Benko zu halten?
THOMAS GUSS: Coup? Ich würde den Kauf eher als Hochrisikogeschäft bezeichnen. Benkos Partner hier in New York ist RFR. Hinter dieser Firma steht der in Deutschland geborene amerikanische Investor Aby Rosen, dem auch das Lever House in der Park Avenue sowie andere bedeutende Objekte gehören.
Warum ist der Kauf um 150 Millionen Dollar kein Schnäppchen, sondern ein Hochrisikogeschäft?
Es wurde von vielen Fonds geprüft und bewertet und als sehr teuer eingestuft. Das hat damit zu tun, dass das Grundstück, auf dem das Gebäude steht, einer Universität gehört, der Cooper Union, die dafür hohe Miete verlangt. Sie betrug 2018 32,7 Millionen Euro und wird entsprechend der Vereinbarung mit den Grundeigentümern weiter stark steigen. Das Grundstück ist nicht Teil des Kaufs.
Was lässt sich verdienen?
Das Haus ist sehr groß, hat rund 20 Prozent Leerstände. Es macht eine niedrige einstellige Rendite bei 78 Millionen Dollar Einnahmen, wobei 4,3 Millionen Dollar Mieteinnahmen vom Restaurant „Capital Grille“ im Erdgeschoß kommen. Nach Abzug von Kosten bleibt nur ein einstelliger Millionenbetrag übrig. Nach Renovierung natürlich mehr.
Was muss man in das 1930 erbaute Gebäude investieren?
Um die heruntergekommenen Büros aufzupolieren, müssen Investoren sicher 100 Millionen investieren. Und zwar rasch investieren, um Einnahmen und den Cashflow rasch zu steigern.
Das Art-Deco-Gebäude mit seiner berühmten Silberspitze steht gewiss unter Denkmalschutz?
Ja, und da sind die Amerikaner bei so prominenten Gebäuden sehr streng. Das Chrysler Building ist eine Landmark in New York und das macht Umbauten nicht einfach. Da sind die Amerikaner so scharf wie die Denkmalschutzbehörden in Europa. Wer sich das Chrysler Building aussucht, muss schon einen großen Hunger auf Risiko haben.
Welche Geschäfte macht New York Residence, deren Präsident Sie sind?
Wir arbeiten hier als Immobilienunternehmen vorwiegend für Family Offices, Fonds und Private, die konservativere Risikoansätze haben.
Adolf Winkler