Wie oft waren Sie als Politiker und Unternehmer einem Burnout nahe?
HANNES ANDROSCH: Nie, erfreulicherweise. Offenbar habe ich ein starkes Widerstandsnetz.
Selbst im Konflikt mit Kreisky?
Auch da hatte ich Resilienz.
Warum landen Manager häufig im Burnout?
Im deutschsprachigen Raum leben 30 Millionen Menschen mit mentalen Beschwerden, Tendenz steigend. Das ist in unserer Arbeitskultur oder -unkultur begründet, aber auch in unserer Freizeitunkultur, weil wir glauben, wir versäumen etwas. Ich sage: Man muss nicht überall dabei sein.
Politiker dürfen auch keine Schwäche zeigen, dennoch gaben einzelne schon ein Burnout zu. Steigt die Akzeptanz?
Der Körper braucht Ruhezeit, aber die Psyche, die Seele, braucht sie vielleicht in noch größerem Ausmaß. Das ist die Zielrichtung unserer Mental-Klinik.
Die Ihr Sohn Gregor Rothschedl als Vivamayr-Mehrheitseigner baut. Was leisten beide Häuser dann am Wörthersee?
Es werden zwei Häuser sein, aber ein Projekt, auch energie- und führungstechnisch, auf Basis F.-X.-Mayr mit Entgiftung, Entschlackung sowie psychisch-seelischem Bereich. Die Zahl der Arbeitsplätze wird sich von derzeit 80 verdoppeln.
Mit wie hoher Förderung?
Im Rechtsrahmen. Der Ganzjahrestourismus wird belebt. Im Winter ist Maria Wörth außer uns wie ein aufgelassenes Goldgräberdorf, obwohl es einer der schönsten Orte Österreichs ist.
Wie sind das Vivamayr in Maria Wörth und jenes in Altaussee verknüpft, das Ihren Töchtern Natascha Sommerer und Claudia Androsch-Maix gehört?
Sehr eng. Es ist ja eine Marke. In Maria Wörth haben wir 2018 mit 80 Beschäftigten und 45 Zimmern 9,7 Millionen Umsatz gemacht, in Altaussee mit 104 Beschäftigten und 60 Zimmern 10,5 Millionen Euro. In Altaussee wollen wir für 30 Millionen Euro ein weiteres Vivamayr-Haus bauen, mit Sport-Angebot. Einen weiteren Standort denken wir am Attersee an. Wir wollen mit diesen Häusern eine Weltmarke am obersten Qualitätsende fixieren. Was Infineon für Kärnten ist, wird das Vivamayr für den Spezialtourismus.
Damit haben Sie auch global weitere Standortpläne?
Ja, für unsere Vivamayr-Tageskliniken. Jene in Wien übersiedeln wir jetzt in die Innenstadt, London läuft gut. Wir planen weitere Standorte in Moskau, Mumbai und New York.
Mit 81 Jahren sprühen Sie vor unternehmerischer Energie. Wie?
Mir tun drei, vier Wochen Kur in den eigenen Häusern gut.
Adolf Winkler