Eigentlich ist Andreas Urschitz an diesem Tag "ausgebucht", wie es so schön heißt. Kein Wunder: Der Kärntner leitet bei Infineon die Division "Power Management & Multimarket" und ist am Mobile World Congress in Barcelona einer der gefragtesten Gesprächspartner.
Und doch ergibt sich Zeit für einen Austausch. In dem Urschitz schnell zum zentralen Thema des Messe-Auftritts von Infineon kommt. "Sensorik und die Abbildung der menschlichen Sinne" sei das Leitmotiv, erzählt der mit Sakko und Sportschuhen ausgestattete Österreicher und erklärt Segmente der ausgestellten Hochtechnologie. "Wir wollen die Interaktion zwischen Menschen und elektrischen Geräten möglichst einfach und intuitiv machen".
Um dieses hehre Ziel zu erreichen, greift der deutsche Konzern auf viel Know-How aus Österreich zurück. Spezielle Mikrofontechnologie, gewissermaßen "das Ohr" der vernetzten Endgeräte, wird in Villach entwickelt, Radar-Technologien für autonomes Fahren kommen zu großen Teilen aus Villach und Linz, "das Auge" der Smartphones wiederum wird entscheidend von Grazer Technologie beeinflusst.
Heuer präsentierte etwa LG auf der weltgrößten Mobilfunkmesse in Barcelona das neue Smartphone G8 mit einer viel beachteten Frontkamera, die neben einer Gestensteuerung auch die Erkennung anhand des Venenmusters der Hand ermöglicht. Das soll sicherer als bereits verwendete Methoden sein, die technologische Schlüsselrolle spielt der Real3-Bildsensorchip von Infineon. Mitentwickelt wurde dieser in Graz, wo Infineon das hauseigene "Zentrum für Kontaktlostechnologie" betreibt.
ams: Blutdruckmessung und ein EKG
Will man wissen, wohin sich die Mobilfunk-Technologie und mögliche Anwendungen bewegen, lohnt auch der Blick auf weitere heimische Halbleiterspezialisten. Mit einem spektakulären optischen Sensor sorgt zurzeit die ams AG aus Premstätten - einer der besonders wichtigen Zulieferer für Apple und technologisch federführend verantwortlich für die 3D-Gesichtserkennung des iPhone X - für Aufsehen. Der Sensor taugt zur "kardiovaskulären Überwachung mit klinischer Genauigkeit", misst also via Fitnessarmband oder Smartwatch Herzfrequenz, Blutdruck und EKG.
Ein gerade 6x6 Millimeter großer, sogenannter "Zeit-zu-Digital-Wandler" ermöglicht wiederum optische Entfernungsmessungen und "3D-Scanning mit hoher Genauigkeit", wie das steirische Unternehmen mit Börsenotierung in Zürich verspricht.
USound: Millionen für Mikrolautsprecher
Vom Trend zu einer immer stärkeren Miniaturisierung profitieren aber nicht nur die großen Konzerne. Auch das steirische Start-up USound gehört zu den gefragtesten Unternehmen auf diesem Gebiet. Die Grazer bauen Lautsprecher, die mit einer Größe von 6,7 x 4,7 x 1,6 Millimeter bis zu fünf Mal kleiner sind und 90 Prozent weniger Strom verbrauchen als herkömmliche Audioprodukte.
Ein millionenschwerer Auftrag des chinesischen Unternehmens 3nod löste bei USound jüngst einen weiteren Wachstumsschub und ein 20 Millionen Dollar schweres Investment aus.