Der in Japan in Untersuchungshaft sitzende Automanager Carlos Ghosn kommt auf Kaution frei. Das entschied das Bezirksgericht in Tokio am Dienstag. Die Kautionssumme beträgt nach Angaben des Gerichts eine Milliarde Yen (7,88 Mio. Euro). Damit wäre Ghosn nach 107 Tagen (richtig) in Haft frei.

Die Staatsanwaltschaft könnte allerdings Berufung gegen die Gerichtsentscheidung einlegen - oder auf Grundlage neuer Vorwürfe einen neuen Haftbefehl beantragen.

Noch Monate bis zu Prozess in Japan

Nach wiederholt gescheiterten Anträgen auf Freilassung gegen Kaution hatte Ghosn, der am Samstag 65 Jahre alt wird, kürzlich seinen japanischen Anwalt ausgewechselt. Daraufhin übernahm der Star-Jurist Junichiro Hironaka seine Verteidigung. Dieser hat schon mehrmals prominente Angeklagte vertreten und häufig Freisprüche erreicht. Einen Termin für einen Prozess gegen Ghosn in Japan gibt es noch nicht. Bis dahin könnten noch Monate vergehen.

Ghosn war am 19. November in Tokio wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und später angeklagt worden. Zudem soll er laut Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Der einstige Vorzeigemanager bestreitet die Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer Verschwörung.

Allianz zwischen Renault und Nissan und Mitsubishi

Der Manager ist Architekt der Autoallianz zwischen Renault und den japanischen Herstellern Nissan und Mitsubishi. Die Japaner hatten ihn kurz nach der Verhaftung gefeuert. Bei Renault trat Ghosn im Jänner zurück. Auch der französische Konzern leitete Untersuchungen zu möglichen Unregelmäßigkeiten ein und will diese bis zum Frühjahr abschließen.

Ghosns Aufgaben bei Renault wurden aufgespalten. Jean-Dominique Senard übernahm den Präsidentenposten und ist auch für die von Ghosn entworfene Allianz mit Nissan verantwortlich. Wie das Auto-Bündnis mit dem japanischen Hersteller Nissan weitergeführt wird, bleibt abzuwarten. In der Allianz mit Renault sei es wichtig, dass jeder Partner Eigenständigkeit besitze, sagte der neue Nissan-Chef Hiroto Saikawa jüngst. Eine "übermäßige Machtanhäufung" wie unter Ghosn müsse künftig vermieden werden.