Acht Monate wird Andreas Treichl noch an der Spitze der Erste Group stehen, bevor er als „Pensionist“ die Leitung der Erste Stiftung übernimmt und dann dort die Aktivitäten im Bereich Social Banking und Finanzbildung massiv ausbauen will. Die Erste Group selbst hat er nicht nur zu einer Geldmaschine gemacht, der Konzern setzt auch im digitalen Banking Maßstäbe. Die Ernte dafür ist 2018 fast schon reicher als reich: Die 1,8 Milliarden Euro Gewinn sind für Treichl „ein Geburtstagsgeschenk an unsere Gründer“. Die Erste Österreichische Spar-Casse ist heuer 200 Jahre alt.

Trotz der guten Zahlen: Zukäufe wie einst in Osteuropa sind in der Erste-Group in Zukunft kein Thema mehr. Expansion funktioniert digital. Pläne, mit der Banking-Plattform George ganz neue Märkte zu erobern, sind konkret. Treichl: „Es ist uns extrem wichtig, uns als Plattform zu beweisen.“ Ihm zufolge ist nur noch offen, ob der erste Schritt in die Schweiz oder nach Deutschland geht. Sich in der EU zu bewegen, sei sicher von Vorteil. George aber tatsächlich im großen Markt Deutschland aufzuziehen, „das ist alles andere als trivial“, so der Erste-Chef zur Kleinen Zeitung. Wann es losgeht, verrät er nicht, kündigt aber an: „Ich bin sicher, dass es kommen wird.“

Konter für Kritiker

Die große Bilanz-Bühne macht Treichl noch einmal sichtlich Spaß. Er streut so viele ironische Bemerkungen zwischen die Zahlen wie noch nie. Das ärgste Fett weg kriegt Nobelpreisträger Paul Krugman, prophezeite der Amerikaner doch 2009 Österreichs Staatsbankrott wegen des starken Osteuropa-Engagements der Banken. „Dass der einen unfassbaren Topfen verzapft hat, kann ich heute zeigen“, so Treichl. Sein Geburtstagsgruß an Paul Krugman, der gestern 66 wurde: eine Grafik über das seit 2004 fast verdreifachte Finanzvermögen der privaten Haushalte in den osteuropäischen Erste-Märkten. Besonders stark ist derzeit das Geschäft in Tschechien, auch weil es hier noch Zinsen gibt.

Nur noch 3,2 Prozent aller im Konzern vergebenen Kredite gelten als notleidend. Risiko-Vorstand Willibald Cernko witzelt, dass sein Geschäftsbereich entgegen anderslautenden Gerüchten nicht als eigenes Profitcenter ausgegliedert werde. Die Erste konnte 2018 viele Vorsorgen für doch nicht faule Kredite wieder auflösen. 59 Millionen Euro netto brachte das ein. „Ich erwarte mir noch Spielräume für weitere Verbesserungen“, kündigt Cernko an. Auch Treichl ist optimistisch. „Wir hoffen, dass wir das Ergebnis noch ein paarmal wiederholen können.“ Er glaube auch an eine höhere Dividende für 2019.

Vorsorgen trifft die Erste allerdings für die drohende Bankensteuer in Rumänien, sie könnte bis zu 150 Millionen Euro kosten. Für rein rumänische Banken seien solche Belastungen existenziell gefährdend, so Treichl. Er habe weniger um die Erste Sorge als um das Land.