Der große Wurf gelang dem steirischen Jungunternehmen Instahelp, als das gleißende Scheinwerferlicht weitergezogen war.
Während es in der Dienstag ausgestrahlten Folge der Puls-4-Start-up-Show "2 Minuten, 2 Millionen" bereits knisterte, wurde es nach der Sendung richtig ernst: Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner entschied, sich über die 8eyes GmbH ebenso an Instahelp zu beteiligen wie Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und dessen Investment-Partner René Berger. Gemeinsam mit frischem Geld des Noch-Alleineigentümers Up to Eleven und dem in der Show lukrierten Mediavolumen der ProSiebenSat.1-Gruppe beläuft sich die aufgestellte Summe für Instahelp auf drei Millionen Euro. Wie das Beteiligungsverhältnis nach der Runde aussieht, will man im Unternehmen noch nicht sagen.
Lieber spricht Chefin Bernadette Frech über eigene Ziele und Botschaften. "Wir wollen, dass mentale Gesundheit den gleichen Stellenwert bekommt, wie ihn physische Gesundheit schon jetzt hat", erzählt sie. Die Kontaktaufnahme für Hilfesuchende soll über die digitale Plattform als Ergänzung zum bestehenden Angebot in Praxen deswegen möglichst rasch und unkompliziert funktionieren. "Innerhalb von zwei Minuten nach der ersten digitalen Nachricht meldet sich jemand von uns", erklärt Frech. Spätestens 24 Stunden später soll bereits das erste Beratungsgespräch mit einem der 50 gelisteten Spezialisten stattfinden.
Kommuniziert wird per anonymisiertem Chat oder via Audio- und Videotelefonat, als Gesprächspartner fungieren ausgebildete klinische Psychologen oder Gesundheitspsychologen, die mit einer speziellen Befugnis zur Online-Beratung ausgestattet sind. "Wir wissen, dass wir eine sensible Dienstleistung digitalisieren", sagt Bernadette Frech. Deswegen lege man bei der Auswahl der Psychologen "besonderen Wert auf die Qualitätssicherung". Neben einem wissenschaftlichen Beirat setzt Instahelp zudem auf die Zusammenarbeit mit der psychologischen Fakultät der Sigmund Freud PrivatUniversität.
22.000 Beratungen seit 2015
Auch Sebastian Lehofer, Vorsitzender des steirischen Landesverbandes für Psychotherapie, kann der Online-Beratung Vorteile abgewinnen – weist aber gleichzeitig auf Grenzen hin. "Positiv ist sicher, dass man einfach und niederschwellig Hilfe finden kann, wenn es einem psychisch nicht gut geht", sagt Lehofer – die Hemmschwelle sei geringer. Eine "psychotherapeutische Heilbehandlung" brauche aber auch "den persönlichen Kontakt, das Wahrnehmen nonverbaler Zeichen", sagt Lehofer. Bei akuten Krisen oder gar Suizidgefährdung sieht der Psychotherapeut Risiken in der Betreuung über digitale Kanäle.
Via Instahelp wurden seit der Gründung 2015 übrigens bereits 22.000 Privatpersonen beraten, dazu wächst das Segment der betrieblichen Vorsorge. Für eine Stunde Beratung zahlen Kunden für gewöhnlich 69 Euro, neben Österreich, Deutschland und der Schweiz ist das Start-up heute auch in Großbritannien und Frankreich aktiv. Weitere Märkte sollen folgen, das hehre Ziel von Instahelp: Europas größte digitale Plattform für mentale Gesundheit zu werden.