Vor allem kleine und mittelständische Handelsunternehmen sind auf Online-Vermittlungsdienste wie Amazon Marketplace angewiesen, um für Verbraucher überhaupt sichtbar zu sein. Doch der österreichische Handelsverband kritisiert, dass es immer wieder ohne Grund zu Kontosperren kommt. Sachverhaltsdarstellungen betroffener Händler waren auch der Auslöser für die Beschwerde des Handelsverbandes bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) gegen Amazon.
Dabei soll untersucht werden, ob Amazon seine "marktbeherrschende Stellung gegenüber Händlern missbraucht, die auf dem Amazon-Marktplatz aktiv sind und auf diesen angewiesen sind", schreibt die BWB. Denn es bestehe unter anderem der Verdacht, dass der Online-Handelsriese seine eigenen Angebote gegenüber denen anderer Händler bevorzuge. Darüber hinaus soll überprüft werden, unter welchen Bedingungen Amazon österreichischen Händlern überhaupt Zutritt zu seinem Marktplatz gewährt.
Klare Regeln
Doch nicht nur die Wettbewerbshüter sind aktiv. Auch auf EU-Ebene nimmt man sich des Problems an. Es gab zu dem Thema eigene Trilog-Verhandlungen zwischen EU-Parlament, der Kommission und dem EU-Rat, den Vertretern der einzelnen Regierung. Dabei konnte man sich auf neue Vorschriften für Fairness und Transparenz einigen.
So sind unbegründete Kontosperren künftig Verboten. Jede Sperrung muss begründet werden und es braucht eine Einspruchsmöglichkeit. Geschäftsbedingungen müssen leicht verständlich sein. Außerdem müssen Suchmaschinen und Marktplätze wie jener von Amazon bekannt geben, nach welchen Kriterien die Waren gerankt werden. Plattformen wie Amazon, die selbst auch Verkäufer sind, müssen alle Vorteile offenlegen, die sie ihren eigenen Produkten geben gegenüber jenen dritter.
Und was den Handelsverband besonders freuen dürfte: Unternehmensverbände bekommen die Möglichkeit Plattformen bei Nichteinhaltung vor Gericht zu bringen. "Die großen Plattform-Betreiber profitieren ja auch von den gelisteten Marktplatz-Händlern - etwa durch eine breitere Produktpalette hin zum Konsumenten. Das darf aber keine Einbahnstraße sein", erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.