In keinem anderen EU-Land liegt das Ausmaß der Schattenwirtschaft, vulgo „Pfusch“, so niedrig wie in Österreich. Gemessen an der Gesamtwirtschaftsleistung (BIP) rechnet der Ökonom Friedrich Schneider für heuer hierzulande mit einem Volumen von rund 6,2 Prozent. Zum Vergleich: Der EU-weite Schnitt liegt bei 16,28 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr werde das Volumen in Österreich laut dieser Schätzung um 5,1 Prozent auf 24,1 Milliarden Euro sinken.
Als Hauptgründe nennt Schneider insbesondere die zuletzt kräftige Konjunktur und die damit einhergehende niedrigere Arbeitslosigkeit. Steigt die Beschäftigung, sinkt der Anreiz im Bereich der Schwarzarbeit.
Steirisches Pfusch-Volumen sinkt um 100 Millionen Euro
Auch in der Steiermark ist der Pfusch in diesem Jahr rückläufig. Schneiders datenbasierte Grobschätzung geht von einem Volumen von 2,01 Milliarden Euro aus, das sind um gut 100 Millionen Euro weniger als noch im Jahr davor. Der höchste seit 1990 ausgewiesene Wert lag übrigens bei 2,64 Milliarden Euro – das war 2004.
Neben dem „Konjunkturfaktor“ (Schneider legt seinen Berechnungen die Prognosen von Wifo und IHS zugrunde) sorge auch der Familienbonus für ein Zurückdrängen der Schwarzarbeit.
Aus für kalte Progression hätte Rieseneffekt
Spannend: Schneider hat auch berechnet, wie massiv sich ein Aus für die kalte Progression – von der Regierung bekanntlich auf das Jahr 2022/23 verschoben – unmittelbar auf den Pfusch auswirken würde. Da diese Steuerprogression besonders stark mittlere und untere Einkommensschichten treffe, wäre der dämpfende Effekt auf die Schattenwirtschaft hoch. Denn von einem Prozent Lohnsteigerung werden laut Schneider in etwa 30 Prozent durch die kalte Progression wegbesteuert, „eine Abschaffung der kalten Progression würde die Schattenwirtschaft um 480 Millionen Euro pro Jahr senken. Und zwar dauerhaft“, so Schneider, der sich auch für eine Wiedereinführung des Handwerkerbonus starkmacht.
So viel macht die Schwarzarbeit am Bau aus
Und in welchen Wirtschaftszweigen wird am meisten gepfuscht? Der Sektor „Baugewerbe und Handwerksbetriebe“ liegt mit einem Anteil von rund 39 Prozent an der Spitze – für die Steiermark ergibt sich so ein Volumen von etwa 800 Millionen Euro. Bundesweit werden 2019 in diesen Bereichen der Schattenwirtschaft 9,9 Milliarden Euro umgesetzt. Schneider attestiert, dass im Gegensatz zu anderen Branchen in Österreich die Kontrollintensität im Bausektor stärker ausgeprägt sei.