Die Zahl der Lehrlinge im Handel steigt erstmals seit rund zehn Jahren wieder. 2018 gab es im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel um 4,6 Prozent mehr Lehranfänger als im Jahr davor. Handels-Obmann Peter Buchmüller sprach am Mittwoch von einer Trendumkehr. Geschuldet sei der Anstieg abgesehen von der guten Konjunkturlage einer Imagekampagne der Wirtschaftskammer und höheren Lehrlingsentschädigungen.

In Summe beschäftigen die Handelsbetriebe rund 15.000 Lehrlinge. Zu Spitzenzeiten waren es noch 20.000. Buchmüller glaubt, dass diese Zahl wieder erreicht werden kann. Die Lehrlingsoffensive will die Kammer weiterführen, denn "junge Mitarbeiter sind das Gold des Unternehmens", sagte Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel, beim heutigen Jahrespressegespräch der Branche.

Mit Jänner 2019 wurden die Lehrlingsentschädigungen kräftig erhöht. Darauf einigten sich Kammer und Gewerkschaft bei den Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst. Die Lehrlingsentschädigungen liegen damit bei 650 Euro im ersten Lehrjahr, 820 Euro im zweiten, 1.000 Euro im dritten und 1.150 Euro im vierten. 2020 sollen sie auf 700 Euro, 900 Euro, 1.100 Euro und 1.200 Euro steigen.

Mehr Beschäftigte

Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel im Vorjahr leicht um ein Prozent oder 3.300 Personen auf 335.300 gestiegen. Etwa die Hälfte davon arbeitet Teilzeit. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten hat zuletzt leicht abgenommen.

Große Sprünge machte der Handel im vergangenen Jahr nicht. "Wir hatten drei gute Quartale und ein sehr schlechtes", fasste es Buchmüller zusammen. Über alle Branchen gesehen stiegen die Umsätze im stationären Einzelhandel nominell um 1 Prozent oder 700 Millionen Euro auf 71,7 Milliarden Euro. Unter Berücksichtigung der Inflation ergibt das für 2018 ein reales Minus von 0,5 Prozent.

Doch nicht alle Händler steigerten die Erlöse. Laut einer Erhebung der KMU Forschung Austria erzielten nur 40 Prozent der Einzelhandelsbetriebe 2018 Umsatzzuwächse. 42 Prozent meldeten Umsatzrückgänge. Beim Rest blieben sie zumindest stabil.

Online-Shops verdienen gut

Die Entwicklung im österreichischen Internethandel war erneut dynamisch, wenngleich sich dieser Trend etwas abflachte. Die heimischen Onlineshops erzielten Umsätze von 3,3 Milliarden Euro, um 4 Prozent mehr als 2017. Ausgaben, die Österreicher bei ausländischen Händlern wie Amazon tätigen, werden nicht mitberücksichtigt. Schätzungen zufolge sind das rund 4 Milliarden Euro.

Am besten lief es im Vorjahr für die Bau- und Heimwerkerbranche, wo die nominellen Umsätze um rund 5 Prozent zulegten. Die Branche setzte allerdings auf ein schwächeres Jahr 2017 auf, zudem machte den Betrieben in diesem Bereich die Online-Konkurrenz weniger zu schaffen und das Wetter spielte der Branche in die Hände, räumte Ernst Gittenberger von der KMU Forschung ein. Genau andersrum verhielt es sich in den modischen Branchen. Der zu warme Herbst setzte dem Bekleidungs- und Schuhhandel zu, Druck kam auch durch die Online-Konkurrenz von Zalando & Co.

Ein anderes Problem hatte der Elektrohandel: Obwohl die Firmen mengenmäßig mehr verkauften, gingen die Umsätze um 1,6 Prozent zurück, weil die Preise deutlich sanken. Als stabiles Flaggschiff erwies sich einmal mehr der Lebensmitteleinzelhandel mit Zuwächsen von 1,6 Prozent. Die Branche allein erwirtschaftet ein Drittel des gesamten Einzelhandelsvolumens.

Für Kennzeichnung

Einer künftigen verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel, wie sie von der Regierung geplant ist, steht die Branche positiv gegenüber. "Das ist ein Trend. Der Kunde will wissen, wo die Ware herkommt", sagte Buchmüller. Der Lebensmittelhandel mache das aber ohnehin schon seit Jahren, dazu bräuchte es kein Gesetz. Die Herkunftskennzeichnung soll bei Produkten mit Fleisch, Ei und Milch gelten. Abgesehen vom Lebensmittelhandel ist die Kennzeichnungspflicht auch beim Essen in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und beim Bundesheer vorgesehen, nicht aber in der Gastronomie.

Weniger gelassen sehen die Interessensvertreter die Debatte rund um den Karfreitag, die durch ein Gerichtsurteil aufkam. Sollte dieser Tag ein zusätzlicher Feiertag für alle werden, würden das die gesamte Wirtschaft 600 Millionen Euro kosten, den Handel allein 80 Millionen Euro, zeigten Schätzungen der Wirtschaftskammer. "Wir hoffen auf eine Lösung, die den Handel und die Wirtschaft nicht belastet", blieb Buchmüller vage, wie diese aussehen könnte.