Die Wirtschaft trübt sich ein. Spüren Sie das schon?
MIKE BUCHER: Wir sehen für 2019 keine Abflachung, sondern gehen von einer stabil hohen Nachfrage aus, auch, was den Neubau betrifft. Es ist noch immer so, dass es einen Engpass bei den Fachkräften gibt. Wir spüren, dass Leute deshalb ihre Bauvorhaben aufschieben, und haben von 2018 noch einen Überhang. So könnte auch das Jahr 2020 noch gut werden, aber das ist im Moment schwer einzuschätzen.
Der Konzern Wienerberger hat 2018 ein Rekordergebnis erzielt. Gilt das auch für die Österreich-Tochter?
Die Zahl der verkauften Mauerziegel und Dachziegel liegt auf dem Niveau von 2017, das heißt, die Bautätigkeit hat sich auf hohem Niveau eingependelt.
Der Markt für Dachziegel wird stark von Sanierungen getrieben. Nun beklagen Sie aber eine viel zu niedrige Sanierungsquote in Österreich.
Laut Wirtschaftsdaten hat Österreich eine Sanierungsquote von 0,7 Prozent. Es könnte sein, dass wir da die Unterkante erreicht haben. Brauchen würden wir mindestens zwei Prozent.
Wie kommt es zu diesem Wert?
Zwei Prozent brauchen wir, um die Werte, die es in Österreich gibt, zu erhalten. Das sagt aus, dass ein Gebäude alle 50 Jahre saniert wird. 0,7 Prozent bedeutet, dass es mehr als 100 Jahre dauert. Sanieren wir nicht, vernichten wir, volkswirtschaftlich gesehen, Werte.
2018 war also so gut wie 2017. Sind Sie zufrieden damit?
Wir hatten uns ein bisschen Wachstum vorgenommen. Auf der einen Seite ist eben die Sanierungsquote zu gering, auf der anderen Seite müssen wir den Ziegel beim urbanen Bauen besser platzieren.
In den Städten dominiert der Beton. Wie soll das gelingen?
Wir müssen in der Projektplanung früher dran sein. Der Ziegel kann deutlich mehr, als der eine oder andere glaubt, und ist fürs urbane Bauen wie geschaffen. Die Städte überhitzen ja immer mehr, auch da würde der Ziegel mit seinen ökologischen Eigenschaften helfen. Dennoch wird von vornherein viel in anderen Werkstoffen geplant. Wir können keine 20 Etagen bauen, aber großteils geht es im Städtebau um vier bis sechs Stock hohe Häuser, und die sind mit dem Ziegel kein Problem.
Mit einem australischen Robotik-Unternehmen forscht Wienerberger an der „Zukunft des Bauens“. Werden Roboter ganze Häuser bauen?
Im späten Frühjahr wird es in Belgien mit dem Roboter „Hadrian X“ den ersten Feldversuch in Europa geben, da werden wir im Livebetrieb mauern. Davon erwarten wir uns Erkenntnisse, ob das wirtschaftlich so darstellbar ist, wie wir das gerne hätten.
Häuslbauern bieten Sie einen virtuellen Rundgang durch ihr Haus, noch bevor der erste Ziegel bewegt wurde. Ist die Virtual-Reality-Brille State of the Art?
Noch nicht. Aber die Rückmeldungen sind sehr gut, da die Technologie dabei hilft, Baufehler relativ kostengünstig zu vermeiden. Ich gehe davon aus, dass in zwei bis drei Jahren jeder Bauherr so eine Serviceleistung in Anspruch nehmen wird. Für uns war das erst der Anfang. Wir werden jeden Prozess versuchen zu digitalisieren. Zum Beispiel schalten wir in zwei Monaten ein internes Einkaufsportal live – das wird einfach und komfortabel.
Wienerberger feiert 2019 das 200-jährige Bestehen und Sie sind seit einem Jahr Geschäftsführer für Österreich. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Wir sind auch seit 150 Jahren an der Börse, das können nicht viele von sich sagen. Für mich war es ein sehr interessantes Jahr. Wir haben das Werk Brenner in St. Andrä übernommen und die Produktionen in Fürstenfeld und in Rotenturm geschlossen. Schließlich haben wir Wienerberger und Tondach Gleinstätten zu einem Unternehmen zusammengeführt. Jetzt sind wir eine neue Wienerberger Österreich GmbH.