Die Aktien der Startup300 AG sind an ihrem ersten Handelstag an der Wiener Börse deutlich eingebrochen. Aus dem Handel gingen sie bei 9,45 Euro und damit 5,50 Prozent unter dem Ausgabepreis von 10,00 Euro. Insgesamt wurden 37.291 Stück gehandelt, womit die Titel des Linzer Investorennetzwerks der umsatzstärkste Wert im neuen Handelssegment direct market plus waren.
Deutlich unspektakulärer verlief der erste Handelstag für die weiteren drei Werte, die heute an der Wiener Börse im direct market plus gestartet sind. Die Aktien des niederösterreichischen Hochbau-Verschalungsunternehmens VST Building, die Titel der Tiroler Tankanlagenfirma Wolftank-Adisa Holding und die Papiere des deutschen Immobilienentwicklers Eyemaxx Real Estate wurden jeweils nicht gehandelt. Da diese drei Werte im Gegensatz zu den Startup300-Aktien nicht fortlaufend gehandelt werden, besteht die nächste Chance auf eine Kursbildung erst wieder bei der Auktion am Dienstagnachmittag um 13.30 Uhr.
Für den Chef der Wiener Börse, Christoph Boschan, stehen die heute neu an der Börse gestarteten Unternehmen erst am Anfang ihrer Kapitalmarkt-Karriere. "Die Arbeit beginnt jetzt", sagte Boschan beim Launch-Event des neuen Marktsegments "direct market plus" am Montag vor Journalisten. "Intensivieren Sie Ihre Kommunikation, intensivieren Sie Ihre Kontakte", rief Boschan die Börsenneulinge auf.
Neues Segment löst den "mid market" ab
Mit dem "direct market plus" ist heute ein neues Segment für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Wien gestartet. Das Segment löst den mid market ab, aus dem vier Firmen in das neue, niedrigschwellig regulierte Segment wechseln: die Athos Immobilien AG, DWGH Deutsche Werte Holding, Hutter & Schrantz Stahlbau AG und Sanochemia Pharmazeutika.
Hinzu kommen vier Neulinge, die heute ihren allerersten Handelstag an der Wiener Börsen feiern: Das Investorennetzwerk startup300, der bereits in Frankfurt notierte deutsche Immobilienentwickler Eyemaxx Real Estate AG, der Leopoldsdorfer Hochbau-Verschalungsspezialisten VST Building Technologie AG, und die Innsbrucker Wolftank-Adisa Holding AG, eine Unternehmensgruppe im Bereich Tankanlagen.
Ein Auf und Ab für den Neuling
Von den vier neuen Unternehmen werden lediglich die Papiere der startup300 fortlaufend gehandelt. Der Referenzpreis belief sich auf 10,00 Euro. Die Aktien starteten am Montag im positiven Bereich und kletterten zunächst bis auf ein Tageshoch von 10,40 Euro. Im Mittagshandel fiel der Kurs jedoch bis auf 8,20 Euro zurück, das entspricht einem Minus von 18 Prozent zum Referenzpreis.
Über die Beweggründe für eine Börsennotiz im "direct market plus" ist man sich in den Vorständen der Neulinge einig: Es soll die Sichtbarkeit am Kapitalmarkt erhöht werden. "Wir wollen uns am Kapitalmarkt breiter aufstellen und für Investoren sichtbarer werden. Wir sind ein wachstumsorientiertes Unternehmen und haben die Gelegenheit am Schopf gepackt", begründete VST-Vorstand Bernd Ackerl den Einstieg in das neue Segment der Wiener Börse.
Niederschwelliger Börsenzugang
Darüber hinaus sind die niedrigeren Kosten für eine Notiz im "direct market plus" attraktiv. So kann sich ein Unternehmen, dass in diesem Segment notiert, beispielsweise die Kosten für einen Börsenprospekt sparen, hoben die Vorstände von startup300, Bernhard Lehner und Michael Eisler, positiv hervor. Die Einstiegshürde werde dadurch klar gesenkt. Wie für die VST sind auch für startup300 die künftigen Wachstumspläne des Unternehmens ausschlaggebend gewesen für die Entscheidung, an die Börse zu gehen.
Ermöglicht wurde die Einführung des neuen KMU-Segments durch eine im Oktober 2018 abgesegnete Novellierung des Aktiengesetzes, die seit Jahresbeginn auch den Handel mit Inhaberaktien am dritten Markt erlaubt. Bisher war für österreichische KMU nur der Handel mit Namensaktien zulässig.
Die nun insgesamt acht Unternehmen im "direct market plus" sind laut Boschan aber erst der Anfang. Für den weiteren Jahresverlauf stünden bereits "eine Handvoll weiterer Kandidaten" für das neue Segment in den Startlöchern, sagte Boschan auf APA-Anfrage. Unternehmensnamen nannte er jedoch nicht. "Das werden die Emittenten dann selbst bekanntgeben", so der Chef der Wiener Börse.