Der französische Autokonzern Renault sucht nun doch einen Nachfolger für seinen in Japan inhaftierten Konzernchef Carlos Ghosn. "Die Leitungsgremien von Renault arbeiten aktiv daran, die beste Lösung für die zukünftige Führung der Gruppe zu finden, um die Interessen des Unternehmens zu wahren und die Renault-Nissan-Allianz zu stärken", teilte Renault am Donnerstag mit.
Zuvor hatte Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire eine rasche Verwaltungsratssitzung gefordert mit der Begründung, der Autobauer brauche eine neue und beständige Konzernführung. Wie Reuters von einer mit der Angelegenheit vertrauten Person erfuhr, gelten Emmanuel Moulin, Stabschef von Le Maire, und Martin Vial, der die staatliche Holdinggesellschaft des Ministeriums leitet und auch ein Direktor von Renault ist, als potenzielle Kandidaten für Ghosns Nachfolger bei Renault.
Keine Kaution
Ghosn selber bleibt zunächst weiter in Untersuchungshaft. Ein Gericht in Japan wies am Donnerstag einen Einspruch seiner Anwälte ab. Diese hatten doch noch erreichen wollen, dass der 64-Jährige auf Kaution freigelassen wird. Das Gericht hatte Ghosn am Dienstag eine Entlassung aus dem Gefängnis verweigert. Ghosn und seine kürzlich auf Kaution freigelassene frühere rechte Hand bei Nissan, Greg Kelly, waren am 19. November wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen worden.
Japanischen Medienberichten zufolge wollen Renault-Führungskräfte und französische Regierungsvertreter noch am Donnerstag in Japan Nissan-Chef Hiroto Saikawa treffen. Die besuchende Delegation wolle das Nissan-Management um eine Erklärung bezüglich der Unternehmensführung nach Ghosns Festnahme bitten, berichtete die Tageszeitung Nikkei ohne Angabe von Quellen. Frankreichs Regierung wollte den Bericht nicht kommentieren. Nissan war zunächst nicht erreichbar.