Das neue Jahr beginnt, wie das alte geendet hat – diesen Eindruck könnte man als Flugreisender ob der Warnstreiks am Donnerstag an drei deutschen Flughäfen gewinnen. Das gesamte Vorjahr verlief für die Flugbranche ziemlich turbulent, dafür sorgte eine Rekordzahl Flugstreichungen und Verspätungen.
In Deutschland streikte an den Standorten Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart das Sicherheitspersonal. Die Gewerkschaft fordert „eine deutlich bessere Bezahlung“. Insgesamt sind 600 Starts- und Landungen ausgefallen, Zehntausende Reisende waren betroffen. Nach Angaben des Wiener Flughafens und der AUA sind wegen des Streiks auch mehr als zwei Dutzend Flüge zwischen den bestreikten deutschen Städten und Wien, Graz sowie Linz ausgefallen.
Sehnsucht nach Nachtzügen
Flugausfälle zählen bei den Österreichern mittlerweile zu den größten Reiseärgernissen, wie sich aus dem aktuellen Reisekompass von Ruefa ablesen lässt, der zum Start der Ferienmesse in Wien präsentiert wurde. So gaben 30 Prozent Flugverspätungen bzw. Überbuchungen als Hauptkritikpunkt an. „Uns wundert, dass es nicht mehr ist“, so die Ruefa-Chefs Walter Krahl und Helga Freund. Gerade im Reiseverkehr mit den Nachbarländern wäre die Bahn eine Alternative. Dafür hätten die Touristiker aber gern mehr Nachtzug-Kapazitäten. Die Reisebüros sehen, weil sie bei Problemen gegenüber den Reisenden in der Haft sind, für sich ein „Revival der Pauschalangebote“.
Ein weiterer Trend: Die Österreicher buchen ihren Urlaub immer früher. Wurden früher rund um die Weihnachtsfeiertage Kataloge für den großen Jahresurlaub gewälzt, so starten die Buchungen für den Sommer jetzt im November. Die Gründe: Bessere Verfügbarkeit und Auswahl von Hotels und Flügen, günstigere Preise und Frühbucherrabatte. 47 Prozent, also fast die Hälfte, buchen ihren Haupturlaub bereits mehr als drei Monate vor Reiseantritt. Bei Last-Minute-Buchungen sei die Lage heute anders als vor zehn Jahren, wo das besonders billig war, so Krahl. Auf den letzten Abdruck, also „last minute“ gebe es keine richtigen Reiseschnäppchen mehr am Markt.
Jeder Dritte will häufiger verreisen
Und wohin geht heuer die Reise? 81 Prozent wollen in Europa bzw. im nahen Ausland urlauben. 73 Prozent planen (auch) eine Zeit in Österreich zu urlauben (bevorzugt in der Steiermark, Salzburg und Kärnten). Urlaub wird für die Befragten immer wichtiger. Jeder Dritte will demnach häufiger verreisen. Nach den Vorausbuchungen für den Sommer liegt Griechenland (17,4 Prozent) an der Spitze, dahinter folgt Spanien (8,5 Prozent), das in der Gunst aber zurückfällt, nicht zuletzt aufgrund der zuletzt stark gestiegenen Preise. Laut Ruefa komme auch die Türkei „stark zurück“, hier wird von niedrigem Niveau wieder eine Verdopplung erwartet, man liegt aber weiter unter dem Wert vor 2016, als es gleich um 80 Prozent bergab gegangen war. Ägypten ziehe ebenfalls an.
Von der Reiselust der Österreich hat 2018 auch die AUA massiv profitiert. Die heimische Lufthansa-Tochter steigerte die Passagierzahl um 8,5 Prozent auf 13,9 Millionen Fluggäste. Ein neuer Rekord. 2018 erhöhte die AUA, auch aufgrund der Pleiten von Air Berlin und Niki, das Flugangebot – gemessen in Sitzkilometern – um 6,2 Prozent. Die Nachfrage war aber noch größer: Der Absatz legte im Vergleich zu 2017 um 9,7 Prozent zu, so stieg die Auslastung der Flüge um 2,5 Prozentpunkte auf 79,3 Prozent. Die Anzahl der Flüge erhöhte sich um 4,8 Prozent auf 150.963. Was sich bereits abzeichnet: Da die Airlines Laudamotion, Level und Wizz Air große Expansionspläne für Wien haben, dürfte der Preiskampf weiter befeuert werden.