Die Chefetage des staatlichen Autobahnenbetreibers Asfinag kommt nicht zur Ruhe. Im Mittelpunkt der Aufregung steht Klaus Schierhackl, seit elf Jahren Vorstand und seinerzeit von der ÖVP nominiert. Die Serie der Vorwürfe eröffnete Mitte November die SPÖ-nahe Co-Vorständin Karin Zipperer, die den Spitzenposten nach nur etwas mehr als einem Jahr hinwarf und als Grund Probleme mit Schierhackl nannte. Es gebe keine Basis für eine Zusammenarbeit, sagte Zipperer zur „Presse“. Die Asfinag hat den Vorstandsjob bereits ausgeschrieben, bis 7. Jänner läuft die Bewerbungsfrist.
Nur wenige Tage nach diesem Paukenschlag erhob eine Mitarbeiterin der Asfinag den Vorwurf, im Mai 2014 vor Zeugen durch eine untergriffige Aussage von Schierhackl sexuell belästigt worden zu sein. Der Aufsichtsrat setzte daraufhin eine Untersuchungskommission ein, die die im „Kurier“ publizierten Vorwürfe prüft. Diese Kommission bekam am Dienstag zusätzliche Arbeit. Denn wiederum via „Kurier“ wurde bekannt, dass sich Schierhackl 2015 eine Liegenschaft mit Haus schenken ließ - von einer älteren Frau, mit der er privat verbunden ist, die aber auch Geschäftspartnerin der Asfinag ist. Die Kommission hat nun bis Ende Jänner zu klären, ob die Compliance-Regeln verletzt wurden.
Wert des Geschenks: 1,3 Millionen Euro
Zu den Fakten: Schierhackl bekam die Liegenschaft in Marchegg (NÖ) im Wert von 1,3 Millionen Euro von der Stifterin jener Stiftung geschenkt, die der Asfinag Büros in der Wiener Innenstadt vermietet. Dieser Mietvertrag wurde, so erklärt Michael Slamanig, persönlicher Sprecher von Schierhackl, 1998 abgeschlossen, während sich Schierhackl und die Schenkerin privat erst ab 2005 kennengelernt hätten. Das Verhältnis sei „familienartig“ geworden. „Zu mir ist sie wie eine Schwester, zu meinem Sohn wie eine Oma“, wird Schierhackl zitiert. Sogar Weihnachten verbringe man gemeinsam. 2013 - zwei Jahre vor der Schenkung - habe er das Naheverhältnis vor dem damaligen Aufsichtsratschef und dem damaligen Vorstandskollegen offengelegt. Darüber gebe es ein Protokoll, es ist nicht öffentlich. Die Agenden Anmietung und Hausverwaltung habe er außerdem abgetreten, so Schierhackl, der keine Unvereinbarkeit sieht und die Kritik zurückweist. Wie im Übrigen auch im Fall der sexuellen Belästigung. „Wir glauben, dass das rasch erledigt sein wird“, sagt Slamanig.
Unabhängig von der inhaltlichen Bewertung sind sich alle Beobachter einig, dass die Vorwürfe in Serie kein Zufall sind. Die konzertierte Aktion sei politisch, also vonseiten der Regierung, motiviert, meinen Insider, doch will Slamanig diesen Verdacht nicht bestätigen. „Mit Minister Norbert Hofer und der Regierung haben wir ein einwandfreies Verhältnis.“ Schierhackl vermutet die Drahtzieher im eigenen Unternehmen.