Im Zusammenhang mit dem umstittenen, billionenschweren Anlehenkaufprogramm muss das Wort "Enden" tatsächlich in Anführungszeichen gesetzt werden. Denn ab 2019 will die EZB die Erlöse aus fällig werdenden Wertpapieren wieder in neue Titel reinvestieren. Analysten erwarten am Donnerstag Angaben, wie sie dabei vorgehen will.
Mit ihrem im März 2015 gestarteten Kaufprogramm hat die EZB bisher Wertpapiere im Wert von gut 2,5 Billionen Euro erworben. Der Löwenanteil entfällt mit etwa zwei Billionen Euro auf Staatsanleihen der Euroländer. Daneben hat die Notenbank unter anderem Unternehmensanleihen, Kreditverbriefungen und mit Vermögenswerten besicherte Bankanleihen gekauft. Die Käufe neuer Wertpapiere sollen mit Beginn des neuen Jahres enden, weil das Hauptziel des Programms - die Vermeidung einer als konjunkturschädlich geltenden Deflation - nicht mehr akut ist. Außerdem ist in einigen Ländern wie Deutschland eine Knappheit an kaufbaren Papieren absehbar.
Geldpolitische "Unterstützung" weiterhin nötig
Die Wirtschaft benötigt aus Sicht der EZB jedoch weiterhin geldpolitische Unterstützung. Auslaufende Wertpapiere sollen deshalb durch neue Papiere ersetzt werden. Die EZB veranschlagt die durchschnittlichen monatlichen Investitionen auf einen zweistelligen Milliardenbetrag. Wie genau sie dabei vorgehen will, ist bisher noch nicht klar. Zu klären ist etwa die Frage, wie lange die EZB beabsichtigt, weiterhin als Käufer am Markt in Erscheinung zu treten. Bankökonomen rechnen mit einer Dauer von zwei bis drei Jahren. Außerdem stellt sich die Frage, nach welchem Schlüssel die Ersatzkäufe auf die Euroländer verteilt werden.
Neue Prognosen der EZB zu Wachstum und Inflation dürften zeigen, dass die "Einstellung" des Kaufprogramms zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt kommt. Das Wachstum im Euroraum hat sich in den vergangenen Monaten spürbar abgekühlt. Die Inflation liegt zwar über dem Zielwert der EZB von mittelfristig knapp zwei Prozent. Allerdings ist dies vor allem steigenden Energiepreisen geschuldet. Die "unterliegende" Teuerung, die derartige Effekten ignoriert, liegt dagegen seit langer Zeit recht konstant bei etwa einem Prozent. Hinzu kommen zahlreiche wirtschaftliche Risiken wie Handelskonflikte, der Brexit oder der Streit um den italienischen Staatshaushalt.
Neue Langfristkredite für Banken?
Auch wegen dieser Wirtschaftsschwäche werden in der EZB zunehmend Stimmen laut, die eine zusätzliche geldpolitische Stützung nicht gänzlich ausschließen wollen. In der Diskussion stehen etwa zusätzliche Langfristkredite für die Banken, genannt TLTROs. Diese hat die EZB in der Wirtschaftsflaute großzügig vergeben, um die Kreditvergabe der Banken anzuheizen. Die ersten TLTROs laufen zwar erst 2020 aus, aus regulatorischen Gründen müssen sich die Banken aber bereits im kommenden Jahr nach Ersatzliquidität umschauen. Auch deshalb dürfte die EZB schon jetzt über neue Langfristkredite nachdenken. Eine Entscheidung bereits am Donnerstag erwarten aber nur die wenigsten Volkswirte.
Dass italienische Banken zu den Hauptprofiteuren der TLTROs gehören, macht die Angelegenheit besonders delikat. Denn der Haushaltsstreit zwischen der italienischen Regierung und der EU-Kommission hat zuletzt auch die Aktienkurse italienischer Banken erheblich unter Druck gesetzt. Selbst Volkswirte aus italienischen Banken wie der UniCredit räumen ein, dass italienische Institute von neuen TLTROs stark profitieren würden, weil sie ihnen die Refinanzierung erleichtern würden.