Reisebüros und -veranstalter müssen sich etwas einfallen lassen - ihr Markt stagniert und die junge Generation der 20- bis 35-Jährigen "bucht fast nicht bei Veranstaltern", sondern auf Online-Vermietungsplattformen, wie die Chefin des größten heimischen Anbieters TUI, Lisa Weddig, am Mittwoch vor Journalisten in Wien einräumte. "Die Millennials buchen zu 50 Prozent bei Airbnb und Trivago."
Auch im Budget-Segment, also bei günstigeren Urlaubsangeboten mit 3-Sterne-Hotels, 'Soft'-Animation und Spielzimmern ohne Betreuung, will der Reisekonzern wachsen. "Da ist die TUI sehr schwach aufgestellt", stellte die Österreich-Geschäftsführerin fest. Hierzulande halte das Unternehmen einen Marktanteil von insgesamt 30 Prozent, im Budget-Segment aber nur 10 Prozent. Beides - die Zielgruppe der Jungen und die Billigschiene - seien "große Bereiche mit Wachstumspotenzial".
Mehr Flüge
Parallel dazu baut TUI Österreich das generelle Hotel- und Flugangebot für den Sommer 2019 massiv aus - auch in Richtung der schon bisher größten Zielgebiete des Konzerns: Griechenland (plus 3 Prozent), Spanien (15 Prozent) und Türkei, wohin die Flugkapazitäten sogar mehr als verdreifacht werden (plus 350 Prozent). Dort verspricht sich der Reiseveranstalter im kommenden Jahr weiter kräftiges Wachstum. Dafür wird TUI das Flugangebot nicht nur in Wien ausbauen, sondern auch ab Linz, Graz und Innsbruck.
Die Türkei hat sich bereits heuer im Sommer wieder auf den dritten Rang der am stärksten gebuchten Destinationen der TUI hochgearbeitet. Die Buchungsumsätze dorthin seien um 90 Prozent gestiegen. "Das war kein Selbstläufer - wir von der TUI sind selbst vor einem Jahr in die Türkei geflogen, um zu spüren, wie es im Land ist und um den 'Agents' die Angst zu nehmen", berichtete Weddig. Danach war das Flugangebot für 2018 verdoppelt worden. Eine Reihe von Terroranschlägen und der politische Putschversuch 2016 schreckten die Touristen in den Jahren davor von einem Türkei-Urlaub ab.
Die Reisepreise steigen bei der TUI 2019 im Schnitt über alle Reiseziele gerechnet um 2 Prozent, also etwa im Inflationsbereich. In einzelnen Destinationen wie etwa Spanien gehen sie "leicht runter", in Griechenland etwas nach oben, Mauritius steige sogar "deutlich mehr".
Neue Produkte für junge Zielgruppe
Die jungen Urlauber will die TUI mit neuen Produkten zum Buchen bei dem Reiseveranstalter bewegen - Yachturlaub in der Ägäis, Surfcamps in Marokko, Portugal und auf Sri Lanka, bunten "Campervans" in den USA und "Glamping" (glamourös Campen, Anm.) in sieben US-Nationalparks. "Massenprodukt werden diese Dinge nicht, aber wir wollen versuchen, neue Kunden anzusprechen", so Weddig.
Besagte Kunden wollen einer Umfrage des Hotelbewertungsportals HolidayCheck zufolge "Boutique-Charakter" und lokales Flair, dass nicht alles inkludiert ist, also keine All-inclusive-Pakete, sondern auch immer wieder mal auswärts essen gehen, und sie schauen auf Nachhaltigkeit. Trotzdem müsse aber das Preisleistungsverhältnis passen.
"Diese jungen Leute wollen surfen, am Strand sitzen und grillen", ergänzte Weddig. Und ganz besonders wichtig sei "Instagrammability", also wie gut man das Urlaubserlebnis auf Instagram abbilden kann. "Man muss etwas anbieten, wo man coole Fotos machen kann", so die TUI-Österreich-Geschäftsführerin. Mit Pauschalreisen assoziierte die "Generation Y" indes Begriffe wie "Massenabfertigung", "Urlaub von der Stange", "Kindergarten für Erwachsene" (mit Animation und Rundumversorgung) oder "Mangel an Privatsphäre" (zum Beispiel große Pool-Anlagen).
Neben diesem Image bei den Jungen ebenfalls etwas entgegenhalten müssen Reiseveranstalter wie TUI, Rewe Austria Touristik (mit den beiden Pauschalreisemarken Jahn Reisen Austria und Billa Reisen) oder Thomas Cook (Neckermann und Öger Tours) der Tatsache, dass immer mehr Hoteliers, etwa in Italien oder Kroatien, ihre Zimmer direkt an die Urlaubsgäste verkaufen. Die Konsequenz: Die Pauschalreiseanbieter eröffnen sukzessive eigene Hotels, die sie dann auch selbst vermarkten können. Für 2019 hat die TUI 41 zusätzliche Markenhotels in zwölf verschiedenen Ländern neu im Programm.