Das Luxussegment ist René Benkos liebste Welt. Ob mit "mybestbrands", der "Luxury Mall im Internet", oder dem "Goldenen Quartier" am Wiener Graben, wo jetzt allerdings selbst vor Weihnachten die Händler sehnsüchtig das Ende der Russland-Sanktionen wünschen. Gedränge hingegen im direkt angebauten Grand Hyatt, als das Tiroler Immo-Arbeitstier Mittwochabend zum Törggelen lud. Gegen Ende kam auch Bundeskanzler Sebastian Kurz, man braucht schließlich die Medien. Nur auf die Dichands warteten die Fotografen vergebens. Dabei waren Eva und Christoph Dichand sonst – wie alle Promis, die Wien aufzubieten hat – Stammgäste bei Kastanien und Grauvernatsch. Der Schnappschuss vom Shakehand des "Krone-Einsteigers" mit den Dichands hätte die hitzigen Spekulationen um die Signa-Beteiligung via der deutschen Funke-Gruppe und um das Ziel dieses Deals noch angeheizt.

Knapp bilanziert Benko 2018 mit der "überraschenden Übernahme von Kika/Leiner", den man "wieder auf Kurs bringen" wolle. Mit der Karstadt-Kaufhof-Fusion – "jetzt sind wir mit 14.000 Mitarbeitern in Deutschland schon einer der größten Arbeitgeber in Deutschland." Bei der Mediaprint mit Kronen Zeitung und Kurier sieht er "großes Potenzial für Digitalisierung." Das kann man als trockene Analyse eines eklatanten Nachholbedarfs ebenso interpretieren, wie die mögliche Nutzung der der Abonnenten für digitales Handelsgeschäft.

Die Frage, die sich alle Gäste stellten: Kann der Tiroler das schroffe Verhältnis zwischen den Dichand-Erben und den deutschen Krone-Miteigentümern auftauen oder gar die Familienphalanx bei den Anteilen sprengen? Und kann sich das Interesse der Raiffeisen-NÖ-Wien-Granden Erwin Hameseder und Klaus Buchleitner beim Kurier mit Benko treffen, dessen erste Finanzierungen sein früher Mentor, der einstige Tiroler RLB-Chef Fritz Hakl besorgte? Oder kann Benko allen eine Vision eröffnen, die brutal gefühlte Disruption pariert?

Die Wiener Nabelschau übersieht die größere Phantasie, die Benko mit der Funke-Gruppe offenbar in Deutschland vorschwebt. Das Funke-Reich vom Hamburger Abendblatt bis zur Berliner Morgenpost, von Hörzu bis Frau im Spiegel, sowie mit marktführenden Anzeigenblättern kann Benko auch ohne direkte Beteiligung für großes Retail-Orchester nutzen, die Gruppe sucht nach dem bleischweren Kauf der Springer-Blätter nach neuem Geschäft. Benko will die Karstadt/Kaufhof-Gruppe ja für forcierten Onlinehandel auch mit Mustershops und Lager umbauen.

Will Benko ein digitales deutsches Amazon basteln? "Nein, aber eine deutsche Antwort auf Amazon" verriet er der Kleinen Zeitung. "In Deutschland", ließ er durchblicken, "kommt noch viel nach". Seine Kriegskasse ist gefüllt von stark vertrauenden Investoren. Binnen Tagen lud im Vorjahr ein von Signa Prime Selection in Deutschland aufgelegter Fonds vier Milliarden Euro auf, befüllt von schillernden Leuten wie Hans-Peter Haselsteiner, Novomatic-Gründer Johann Graf und Niki Lauda bis zu strategischen Investoren wie der RAG Foundation, die alle stillgelegten Bergbauflächen des Ruhrgebietes entwickelt. "Nur 1,6 Milliarden" benötigte man für den Hälfte-Anteil am Kaufhof. "Günstig", meint Signa-Prime-Aufsichtsratschef Alfred Gusenbauer. Andere sagen Signa überteuerte Käufe nach.

Doch Benko muss den Investoren einmal liefern. Die Kaufhäuser müssen erst nachhaltig saniert werden und die Margen im Handel sind ebenso niedrig wie im Immobiliengeschäft. Die Medien sind überhaupt die am gründlichsten disruptierte Branche. So war beim Törggelen bei Finanzleuten auch Zweifel laut, ob Benko mit diesem Mix Erfolg haben kann. Er selbst will sich über Weihnachten erholen, in seinem noblen "Chalet N" in Oberlech. Man kann es mieten. Für eine sechsstellige Summe die Woche.