Der OMV-Konzern wird mit dem Einstieg in die malaysische Öl- und Gasproduktion erstmals auch in der Vermarktung direkt am großen asiatischen Markt tätig sein können, sagte Generaldirektor Rainer Seele. Die Produktion dort soll mit geringen Investitionen bis 2023 auf 60.000 Barrel täglich versechsfacht werden. Langfristig erhofft sich Seele weitere Lagerfunde in Malaysia.
Für 540 Mio. US-Dollar, die für den Kauf eines Hälfteanteils am malaysischen Öl- und Gasunternehmen SEB Upstream (SUP) bei dem für Anfang 2019 erwarteten Closing fällig sind, erhält die OMV Zugang zu Feldern, deren Volumen über die gesamte Lebensdauer auf rund 260 Mio. Barrel Öl-Äquivalent (boe) geschätzt wird. Mit gemeinsamen Investitionen von 500 Mio. Dollar binnen fünf Jahren, von denen die OMV die Hälfte trägt, soll die aktuelle Tagesproduktion von etwa 10.000 boe auf das Sechsfache wachsen. Derzeit werde überwiegend Öl gefördert, 2023 werde es zu 90 Prozent Gas sein, so Seele. Dann soll diese Plateauproduktion von 21 Mio. boe im Jahr erreicht werden.
Felder in seichtem Wasser
Die Kosten der Produktionssteigerung seien so gering, weil die Infrastruktur für die Gas-Aufbereitung und -Vermarktung schon vor Ort sei und die Felder in seichtem Wasser liegen. Das Gas werde zu einem großen LNG-Terminal der malaysischen Petronas gebracht und von dort nach Asien verkauft. In Malaysia selbst solle die Öl- und Gasnachfrage bis 2030 um 20 Prozent steigen - und die OMV nutze diese Gelegenheit, in einem wachsenden Markt Fuß zu fassen. Die Kooperation mit Sapura werde die OMV unterstützen, Australasien als neue OMV-Kernregion zu etablieren. Sapura Upstream soll im OMV-Jahresabschluss voll konsolidiert werden.
In der Partnerschaft mit Sapura Upstream, einer Tochter des Sapura-Energy-Konzerns, gebe es weiteres Explorationspotenzial, betont der OMV-Chef. In der Exploration könne Sapura auf große Erfolge verweisen, neun von elf Bohrungen seien fündig gewesen. Beim Aufsuchen neuer Lagerstätten sei der Partner "sehr kompetent", daher mache man sich Hoffnungen auf neue Funde für eine nachhaltige Produktion. Die auf 260 Mio. boe geschätzten Vorräten von Sapura in Malaysia sollen also nicht das Ende der Fahnenstange sein. Zusätzlich zu seinen malaysischen Öl- und Gas-Assets hält Sapura Upstream Beteiligungen an Explorationsblöcken in Neuseeland, Australien und Mexiko.
Für 50 Prozent des Joint Ventures SEB Upstream zahlt die OMV beim Closing 540 Mio. Dollar, möglicherweise aber - bei Eintreten bestimmter Erfolge - innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre noch weitere bis zu 85 Mio. Dollar, so der OMV-Chef. Abhängig sind weitere Zahlungen größtenteils vom Ressourcenvolumen im Block 30 (Mexiko) zum Zeitpunkt der finalen Investitionsentscheidung. Das gab die OMV am Freitag nach Abschluss rechtsverbindlicher Vereinbarungen mit Sapura bekannt.
Der Kauf basiert auf einem Brutto-Unternehmenswert von bis zu 1,6 Mrd. Dollar, der sich netto - nach Abzug von 350 Mio. Dollar Finanzschulden - auf 1,250 Mrd. Dollar beläuft. Für diese konzerninternen Verbindlichkeiten, die aus Darlehen der Mutter an die Tochter resultieren, wurde eine Restrukturierung vereinbart. Konkret wird die OMV die Schuldenfinanzierung übernehmen, in welcher Form ist laut Seele noch offen: Das könne aus dem OMV-Eigenkapital geschehen, via Projektfinanzierung, "da gibt es viele Möglichkeiten". Jedenfalls wolle man das gute Cash-Management der OMV auf das JV mit Sapura ausdehnen, dafür stelle man eine neue Finanzierung auf die Beine.