Bei den Metallern kracht es aktuell gewaltig. Nachdem man sich bei dem Verhandlungsmarathon am Donnerstag nicht einigen konnte, soll es ab Montag nun zu Warnstreiks kommen.

Dass die Arbeitgeber im Metaller-KV zumindest für die 1200 Betriebe der Metalltechnischen Industrie nun überlegen, eine freiwillige Lohn-/Gehaltserhöhung von 2,7 Prozent umzusetzen, stößt bei der Gewerkschaft auf massive Kritik. "Es scheint modern zu werden, dass die Arbeitgeber versuchen, die Belegschaft zu spalten", kritisierte GPA-djp-Chef Karl Dürtscher am Freitagvormittag. "Das lassen wir uns nicht gefallen. Es wird versucht, die Arbeitnehmer mit einem Prozentsatz abzuspeisen, der den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht entspricht."

Ansonsten ließ der Gewerkschafter auch kein gutes Haar am Vorgehen der Arbeitgeberverhandler bei den KV-Verhandlungen in der Metalltechnischen Industrie (FMMI). Gestern sei es zuerst einen Schritt nach vorne, dann aber zwei, drei Schritte zurückgegangen. 

"Schlechter Stil"

Der Obmann der Metalltechnischen Industrie, Christian Knill, hat sich Freitagvormittag gegen "Unterstellungen der Gewerkschaft" verwehrt, wonach er Unwahrheiten verbreite.

"Mir Unwahrheiten vorzuwerfen ist schlechter Stil und inakzeptabel", hieß es dann von Knill in einem schriftlichen Statement. "Das ist eine aggressive Sprachkultur die spaltet, anstatt dass sie zusammenführt." Er erinnerte, dass das Angebot der Arbeitgeber 2,7 Prozent mehr Lohn und Gehalt betragen habe. Dazu seien Verbesserungen im Rahmenrecht gekommen. "Damit kommt man auf ein Angebot, das mehr als 3 Prozent wert ist."

IV: "Politik draußenlassen"

Die Industriellenvereinigung (IV) hat die Gewerkschaft aufgefordert, zu "mehr Sachlichkeit zurückzukehren". Die Tages- und Parteipolitik gehöre aus den KV-Verhandlungen draußen gelassen, appellierte Generalsekretär Christoph Neumayer. Es handle sich nicht um politisches Vorgehen, hatte zuvor die Gewerkschaft betont.

Gewerkschaft: "Die pflanzen uns wirklich"

Dass es zu Warnstreiks kommt, hätte nicht sein müssen, erklärte der Chef der Metaller-Gewerkschaft Pro-Ge, Rainer Wimmer, im "Ö1-Morgenjournal". "Wir haben fünf Prozent gefordert. Wenn wir vierzig Stunden verhandeln und dann gibt's ein Angebot von zwei Prozent, und dann wird am Telefon nachgebessert auf 2,7 Prozent, das hat's in dieser Geschichte von Lohnverhandlungen noch nie gegeben." Deshalb habe man feststellen müssen: "Wir werden nicht ernst genommen. Die pflanzen uns wirklich."

Man sei sich auch bei der Arbeitszeit in vielen Punkten einig gewesen, aber am Ende sei wieder alles "über den Haufen geworfen" worden. Die Arbeitgeber haben laut Wimmer einen Schritt vor und gleichzeitig drei Schritte zurück gemacht. "Das ist eine Taktik, die nicht hinnehmbar ist."

Von einem fairen Angebot spricht hingegen Knill. Er ortet im Abbruch der Verhandlungen eine Kampagne der Gewerkschaft, die öffentlichkeitswirksam umgesetzt werden soll. Er hoffe, dass man schnell an den Verhandlungstisch zurückkehren könne. Auf der Straße würde man keine Lösung finden können, so Knill.

30 bis 50 Millionen Euro Schaden - täglich

Streiks verursachen, so die IV, kurz- und langfristige volkswirtschaftliche Schäden, wie 30 bis 50 Millionen Euro pro Streiktag in der Metalltechnischen Industrie, und gefährden "in weiterer Folge hochwertige Arbeitsplätze in Österreich", sagt Industriellenvertreter Neumayer. Da von Anfang an mit Streik gedroht worden sei, liege der Schluss nahe, dass es die Arbeitnehmervertreter von Anfang an auf eine Eskalation abgesehen hätten, so Neumayer.

Streikdauer offen

Nach einem sehr erfolgreichen Jahr mit vollen Auftragsbüchern haben sich die Mitarbeiter "ein neues Reglement" verdient und "die Menschen warten einfach darauf", betonte Wimmer. Von einer Abrechnung der roten Gewerkschaft mit der Regierung will er nichts wissen. Es gehe schlicht um ordentliche Ergebnisse für die Arbeitnehmer.

Nun soll gestreikt werden, um "seriöse Verhandlungen auf Augenhöhe" zu erreichen. Auf einen neuen Prozentsatz will sich Wimmer nicht festlegen. Ebenso wenig bei der Frage, wie lang die Warnstreiks dauern sollen. Man werde ab Montag bis Mittwoch mit den anderen Fachverbänden verhandeln und schauen, wie es weitergeht. "Wenn die Arbeitgeber einen kleinen Schritt entgegnen machen, wird es auch möglich sein, ein Ergebnis zu erzielen. Aber so, wie sie es jetzt machen, wird es nicht gehen."

Freiwillige Lohnerhöhung geplant

Die Arbeitgeber betonen, ein Lohn-/Gehaltsplus von 2,7 Prozent und Zugeständnisse im Rahmenrecht angeboten zu haben. "Wir waren der Meinung, unser Abgebot ist fair", sagte Knill Donnerstagnacht. Samt Zugeständnissen im Rahmenrecht "wäre das Gesamtangebot bei mehr als 3 Prozent gelegen."

Beide Seiten gingen gestern wie auch heute davon aus, dass man sich schon wieder zusammensetzen werde. Der erste Schritt liegt aus Sicht der Arbeitgeber nun aber bei den Arbeitnehmern, um einen neuen Termin zu finden. "Sollten die Gewerkschaften nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren (...), denkt der Fachverband daran, den Mitgliedsbetrieben in den nächsten Tagen zu empfehlen, freiwillige Erhöhungen der Löhne und Gehälter in Höhe von 2,7 Prozent rückwirkend per 1.11. durchzuführen", teilte die Arbeitgeberseite in der Nacht in einer Aussendung mit. Ein ähnliches Vorgehen gab es zuletzt rund um den Eisenbahner-KV und rief massive Kritik der dortigen Gewerkschaft vida hervor.

Streik-Teilnahme ist freiwillig

"Die Teilnahme an sogenannten Kampfmaßnahmen wie Streiks hat freiwillig zu passieren und kann von keiner Seite erzwungen werden", erklärte indes Johannes Loinger, Vorstandsvorsitzender der D.A.S. Rechtsschutz AG, in einer Aussendung. Streikende Arbeitnehmer hätten generell keinen Entgeltfortzahlungsanspruch. Dieser bestehe aber, wenn der Arbeitnehmer gegenüber seinem Arbeitgeber ausdrücklich erkläre, arbeitsbereit zu sein. "Nur wenn dieser Arbeitnehmer den Streik etwa mitverursacht hat oder an den Vorbereitungen beteiligt war, besteht trotz Erklärung kein Entgeltanspruch", so Loinger. Unternehmen die bestreikt werden, könnten theoretisch von den Streikorganisatoren Schadenersatz verlangen.